Historische Entwicklung
Das Wirken der Montanuniversität war von Anfang an geprägt durch Forschung, Lehre und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. Ein wesentlicher Rohstofflieferant war der Erzberg, von dem sich sowohl nach Norden als auch nach Süden eisenverarbeitende Betriebe und Handelshäuser ansiedelten. Um den Veränderungen gerecht zu werden und um mit den Leistungssteigerungen durch die schnelle Entwicklung des Maschinen- und Verkehrswesens standzuhalten, wurde 1811 auf Anregung von Erzherzog Johann durch die Kuratoren des als technische Hohe Schule gegründeten Joanneums in Graz der Antrag auf Errichtung einer Lehrkanzel für Eisenhüttenkunde gestellt. Die Lehrkanzel wurde in Vordernberg, dem damals bedeutendsten Ort des alpenländischen Eisenwesens, eingerichtet. Am 4. November 1840 wurde die Lehranstalt offiziell eröffnet. Das Revolutionsjahr 1848 brachte eine wesentliche Änderung, da der Besuch der k.k. Bergakademie in Schemnitz in Oberungarn durch österreichische Studenten praktisch unmöglich wurde. Dies war der Anlass, die k.k. Montanlehranstalt von Vordernberg nach Leoben zu verlegen. Am 2. September 1861 erfolgte die Erhebung zur Bergakademie. Mit kaiserlicher Entschließung vom 31. Juli 1904 wurde die Bergakademie in Montanistische Hochschule unbenannt und es wurde ihr das Promotionsrecht verliehen. Seit 1975 heißt die Alma mater Leobiensis Montanuniversität Leoben.
Nationalisierung der Studentenschaft, Ausbruch der Unruhen und Weggang eines Teils der Studenten der Bergakademie Schemnitz
Die in der ungarischen Bergstadt Schemnitz angesiedelte Bergakademie war bereits sehr kurz nach ihrer Gründung zwischen 1762 und 1770 zum einzigen Ausbildungsort für den montanistischen Nachwuchs aus der ganzen Habsburgermonarchie geworden. Diese Position behielt sie bis zur Gründung der Vordernberger Montanlehranstalt (1840) bzw. bis zur Erhebung (1849) zu einer staatlichen Hochschule und Übersiedlung nach Leoben. Eine nicht unwichtige Rolle spielte dabei die Situation in Schemnitz während der im März 1848 ausgebrochenen Revolution.
Die studentischen Interessensvereine auf nationaler Basis, die während des zweiten Viertels des 19. Jahrhunderts entstanden waren, trugen auch in Schemnitz zu Ausbildung antagonistischer nationaler Identitäten bei. Bereits vor dem Ausbruch der Revolution gelang es aber den magyarischen Studenten, (zumindest formal) durchzusetzen, daß die Gesetze des Ungarischen Landtags über die Einführung der ungarischen Sprache in den Unterricht und die Verwaltung implementiert werden sollten. Doch angesichts des Mangels an Lehrern, die im Stande gewesen wären, die berg- und forstwissenschaftlichen Fächer auf Ungarisch zu unterrichten, wurde die entsprechende Verordnung der Ungarischen Hofkanzlei vom 18. März 1848 nicht realisiert. Der nationale Antagonismus verschlimmerte sich aber erst nach dem Ausbruch der Revolution. Zu dieser Zeit hatten viele Gesellschaftsgruppen, aber auch Volksgemeinschaften die Hoffnung, dass ihre politisch-soziale Stellung sich bessern werde. Der unmittelbare Anlass zur nationalen Spaltung der Studentenschaft an der Bergakademie und der folgenden Sezession der Studenten aus böhmischen und österreichischen Ländern war der Auftritt des Bergrats Maximilian Jendrassik, der eine blau-rot-weiße (panslawische) Fahne neben der ungarischen Nationalfahne an einer studentischen Kneipe in der Stadt hisste. Die folgenden Übergriffe auf nicht-ungarische bzw. nicht-magyarische Studenten hatten zur Folge, dass eine Gruppe von 133 Akademikern aus den westlichen Ländern der Monarchie Schemnitz verließ.
175-Jahr-Feier der Montanuniversität Leoben
Vom 1. bis 3. Oktober 2015 feierte die Montanuniversität ihren 175. Geburtstag mit einem Absolvententreffen, einem akademischen Festakt, Tagen der offenen Tür und einer Bergparade.
Absolvententreffen am 1. Oktober:
Höhepunkt des Abends bildete eine Diskussionsrunde mit Absolventen aus sieben Jahrzehnten, Moderator Erhard Skupa des Erz führte durch interessante und heitere Geschichten, die die Teilnehmer als Studierende erlebt hatten.
Akademische Feier und SC-Kommers am 2. Oktober:
Am Freitag stand eine gut besuchte Akademische Feier auf dem Festprogramm. Im Beisein von Vizekanzler und Bundesminister Dr. Reinhold Mitterlehner, LH-Stv. Mag. Michael Schickhofer, Voest-alpine-Generaldirektor Dr. Wolfgang Eder und zahlreicher in- und ausländischer Prominenz verwies Rektor Wilfried Eichlseder einmal mehr auf die Sonderstellung der Montanuniversität in der österreichischen Universitätslandschaft. „Die konsequente Weiterentwicklung unserer Kernkompetenz entlang des Wertschöpfungskreislaufs hat uns zu einer einzigartigen Bildungseinrichtung gemacht, die mittlerweile sichtbar geworden ist", meinte Eichlseder. „Was unter Erzherzog Johann mit dem Berg- und Hüttenwesen begonnen hat, ist mittlerweile zu einem Kompetenzzentrum in Bezug auf Roh- und Werkstoffe gereift, das europaweit in dieser Qualität nur Leoben anzubieten hat".
Beim SC-Kommers am Abend nahmen ca. 80 Angehörige der drei Corps, Erz, Montania und Schacht, teil — ein sehr gemütlicher Abend. Die Festrede hielt Bergrat Dipl.-Ing. Günther Kolb, AH-Vorstand des Corps Montania. Er ging darin auf das Verhältnis zwischen Montanuniversität und den Leobener Korporationen ein, das im Lauf der Geschichte durchaus Höhen und Tiefen zu verzeichnen hatte. Das derzeit ausgezeichnete Verhältnis zeigt sich durch die Einbindung der Korporationen in die offiziellen Veranstaltungen der Montanuniversität (z.B. Chargieren bei akademischen Feiern), aber auch in Abhaltung von gemeinsamen Veranstaltungen (z.B. Ledersprung). Dabei fand AH Kolb durchaus mahnende Worte, daß dies kein Selbstläufer sei, sondern durch unser Verhalten und durch aktive Mitarbeit an der Weiterentwicklung der Montanuniversität laufend neu erarbeitet werden muß.
Bergparade am 3. Oktober:
Am 3. Oktober 2015 fand anlässlich des 175. Jubiläums der Montanuniversität Leoben eine große Bergparade mit über 1.3 km Länge in der Leobener Innenstadt statt. Bergparaden haben in der Hauptstadt des steirischen Montanwesens eine lange Tradition. So finden sich Aufzeichnungen über Leobener Bergparaden, Knappenaufzüge und bergmännische Festaufzüge bereits seit dem Jahr 1728. Besonders hervorzuheben ist wohl die Bergparade von 1765 zu Ehren von Kaiserin Maria Theresia, die auf der Anreise zur Hochzeit des Erzherzogs Peter Leopold mit der spanischen Infantin Maria Aloisia durch die Steiermark nach Innsbruck reiste und dabei in Leoben Station machte. Die Gründung der Montanlehranstalt und deren Verlegung nach Leoben bringt einen neuen Aspekt bergmännischer Kultur in die Stadt. Neben den Bergbeamten und Knappen tritt nun der Student, der gewachsenes allgemeinstudentisches Brauchtum mitbringt und mit bergmännischem Gut umgibt.
Bereits am Vormittag stand die Montanstadt ganz im Zeichen der Berg- und Hüttenleute, die aus sieben Nationen angereist waren, um der Leobener Universität ihre Aufwartung zu machen. Bergmännisches Brauchtum, dargeboten auf mehreren Plätzen der Innenstadt, sorgte für ein ganz besonderes Flair. Mit tosendem Applaus wurden die Ehrengäste, mehr als 60 Knappen- und Hüttenvereine, 12 Musikkapellen, Teilnehmer der 12 Leobener Verbindungen und die Angehörigen der Montanuniversität am Leobener Hauptplatz empfangen. Nach Schätzungen der Exekutive hatten sich rund 8000 Besucher zu den knapp 2000 Akteuren gesellt.
Literatur: