Siebentes Buch:
Bearbeitet von Carl Schiffner, Freiberg in Sachsen.
Im sechsten Buche sind die Gezähe, Gefäße und Maschinen behandelt worden; dieses Buch soll die Probierverfahren
[1] Unter "Probieren" versteht man auch noch nach heutigem Sprachgebrauch die quantitative Ermittelung einzelner wertvoller oder für die Verarbeitung wichtiger Bestandteile von Erzen, Zuschlägen oder Erzeugnissen, wobei im Allgemeinen für jede Einzelbestimmung eine besondere Einwage gemacht wird. Im Gegensatz hierzu haben die Verfahren der analytischen Chemie letzten Endes die Ermittelung der gesamten qualitativen und quantitativen Zusammensetzung eines Stoffes zum Zweck, wobei aus einer Einwage vielfach alle oder doch möglichst viele Bestandteile bestimmt werden. Die älteren Probierverfahren bedienten sich nur des trockenen Weges und bestanden, wie auch Agricola ausführt, in einem Versuchsschmelzen mit anfangs größeren, später geringeren Mengen des Erzes; aus der Menge des ausgebrachten Metalls schloß man auf den Metallgehalt des Erzes. Noch heute sind unsere Probierverfahren auf trockenem Wege für Gold, Silber, Blei, Kupfer, Zinn, Nickel, Kobalt und Quecksilber solche "Ausbringengsverfahren", die natürlich mit einem gewissen Fehler behaftet sind, dessen Größe man aber mehr oder weniger genau kennt und daher in Rechnung setzen kann. Die zunehmende Verfeinerung der Wagen hat es ermöglicht, mit immer kleineren Mengen Substanz für eine Probe auszukommen, im Allgemeinen mit Grammen, während die Lötrohrprobierkunst sogar nur Bruchteile von Grammen bis herab zu Milligrammen verwendet. Heute rechnet man übrigens auch gewisse Verfahren auf naßgewichtsanalytischem, maßanalytischem, elektrolytischem und kolorimetrischem Wege, die sich durch Einfachheit, Schnelligkeit der Ausführung und vielseitige Anwendbarkeit auszeichnen, zu den Probierverfahren.
beschreiben. Um nämlich die geförderten Erze gewinnbringend schmelzen und aus ihnen durch Abtrennung der Schlacken reine Metalle darstellen zu können, ist es der Mühe wert, sie vorher zu probieren. Aber obwohl des Probierens von Schriftstellern Erwähnung getan worden ist, hat doch keiner von ihnen Vorschriften dafür überliefert. Daher ist es nicht verwunderlich, daß auch Spätere nichts darüber geschrieben haben.
Aus solchen Versuchen erkennt der Hüttenmann, ob in einem Erz Metalle vorhanden sind oder nicht, ferner, wenn in einem Erz das Vorhandensein eines oder mehrerer Metalle sich zeigt, ob viel oder wenig davon vorhanden ist, endlich auch, auf welche Weise die metallhaltigen Teile eines bestimmten Erzes von den metallfreien und die metallreichen von den metallarmen Teilen getrennt werden können. Wenn dies nämlich nicht sorgfältig geschieht, bevor man die Erze auf Metall verschmilzt, kann die Verarbeitung nicht ohne Schaden für den Besitzer ausgeführt werden. Denn diejenigen Teile des Erzes, welche nur schwer schmelzen, reißen Metalle an sich und halten sie fest. Sie entweichen dann mit dem Rauch oder verbleiben in den Schlacken oder Ofenbrüchen,
[2] Lat. cadmia. Ofenbrüche nennt der Hüttenmann die mehr oder weniger metallhaltigen ungeschmolzenen Ansätze, die sich bei fehlerhaftem Ofengang oder bei ungeeigneter Zusammensetzung der Schmelzbeschickung, insbesondere bei hohen Zinkgehalten der Blei- oder Kupfererze, in den oberen Ofenteilen an den Wänden ansetzen. Über die verschiedene Bedeutung des Wortes Cadmia vgl. 5. Buch Anm. 16, 8. Buch Anm. 9 und 37, 9·Buch Anm. 32 und 64 und 11. Buch Anm. 61.
wodurch die Arbeit des Hüttenmannes, die er bei Erbauung der Öfen und Herde aufgewendet hat, vermehrt und er gezwungen wird, erneute Kosten für Verarbeitung der Schlacken und andere Dinge aufzuwenden.
Die gewonnenen Metalle aber pflegt man zu probieren, um zu erfahren, welche Silbermenge z.B. in einem Zentner Kupfer oder Blei enthalten ist, oder wieviel Gold in einem Pfund Silber vorhanden ist. Daraus läßt sich ermitteln, ob es wirtschaftlich ist, das edle Metall von dem unedlen zu scheiden, oder nicht. Solche Versuche lehren weiter, ob Münzen vollwertig sind, und sie weisen sicher nach, ob die Hersteller der Münzen dem Gold mehr Silber, als zulässig ist, beigemischt haben, oder ob sie mehr Kupfer, als recht ist, mit dem Gold oder Silber legiert haben. Alle diese Verfahren werde ich nun so eingehend wie möglich beschreiben.
Das Probieren der Erze, welches zur Ermittlung des Metallgehaltes dient, unterscheidet sich von dem Verschmelzen der Erze nur durch die geringere Menge des verwendeten Gutes; dadurch, daß wir eine kleine Menge verschmelzen, erfahren wir, ob das Verschmelzen größerer Mengen uns Gewinn bringen wird oder nicht. Wenn sich der Hüttenmann nicht sorgfältig solcher Untersuchungsmethoden bedienen würde, so würde das Verschmelzen der Erze auf Metalle, wie gesagt, manchmal nur Schaden bringen oder wenigstens keinen Nutzen.
Abb. 701: Runder Probierofen.
Das Probieren der Erze verursacht nur geringe Kosten, das Verschmelzen der Erze aber große. Die Methoden indes sind die gleichen. Denn erstens verwenden wir Öfen sowohl beim Probieren der Erze wie bei ihrem Verschmelzen im Großen. Sodann wird in beiden Fällen nicht Holz, sondern Kohle
[3] Gemeint ist natürlich Holzkohle.
als Brennstoff benutzt. Weiter werden die Erze, wenn wir sie in Tontiegeln probieren, sei es auf Gold, Silber, Kupfer oder Blei, in gleicher Weise sorgfältig mit Zuschlägen gemischt, wie wir sie beim Verschmelzen in Öfen mit solchen zu mischen pflegen. Wie ferner diejenigen, welche die Erze mit Feuer probieren, die Metalle entweder geschmolzen ausfließen oder im Tiegel erstarren lassen und sie nach Zerschlagen des Tiegels von den Schlacken befreien, so stechen die Schmelzer das Metall aus dem Ofen in Vorherde ab, spritzen kaltes Wasser auf und ziehen die Schlacken mit Kratzen ab. Endlich wird, wie beim Probieren das Gold und Silber auf einer Aschenkapelle vom Blei getrennt wird,
[4] Kapellen sind kleine, namentlich aus Holz- oder Knochenasche hergestellte flache, schüsselförmige Gefäße, in denen das edelmetallhaltige Blei eingeschmolzen und mit Luft behandelt wird. Dadurch oxydiert sich alles Blei zu Bleioxyd (Bleiglätte), welches von der porösen Kapelle aufgesogen wird, während das Edelmetall in Form eines Kornes oder "Königs" zurückbleibt und gewogen werden kann. Diese als "Abtreiben" bezeichnete Arbeit wird in gleicher Weise im großen, im sog. Treibeherd ausgeführt, dessen Herdfutter ebenfalls früher aus Knochenasche bestand, während man beute bei den stark vergrößerten Öfen meist geschlagenen Mergel oder auch andere feuerfeste Stoffe verwendet. Diese Arbeit wird im 10. Buche ausführlich beschrieben.
das gleiche Verfahren später in Öfen ausgeführt.
Wer Erze oder Metalle probieren will, muß wohl vorbereitet und über alle für die Ausführung der Arbeiten erforderlichen Dinge gut unterrichtet sein. Er soll die Tür zu dem Raum, in dem der Probierofen steht, schließen, damit nicht ein zur Unzeit Hinzukommender seine auf die Arbeit gerichtete Aufmerksamkeit stört. Die Wage ist in einem Gehäuse unterzubringen, damit sie nicht, wenn der Probierer die Metalle auswiegt, durch einen Luftzug hin und her bewegt werde; denn das ist wesentlich für die Genauigkeit.
Ich werde nun die einzelnen, für die Ausführung des Probierens nötigen Dinge beschreiben, beginnend mit den verschiedenen Probieröfen, die nach Form, Art des Baumaterials und Ort ihrer Aufstellung voneinander abweichen; nach der Form insofern, als sie entweder rund oder viereckig sind. Letztere eignen sich besonders für das Probieren von Erzen.
Abb. 702: Rechteckiger Probierofen.
Nach den Baustoffen unterscheiden sich die Probieröfen insofern, als manche aus Ziegelmauerwerk, manche aus Eisen, manche aus Ton hergestellt sind. Ein gemauerter Ofen wird unmittelbar an die Feuerstelle einer Esse von 3 ½ Fuß
[5] Daß Agricola mit den hier für die Längenmaße gebrauchten Bezeichnungen: cubirus (Elle), dodrans (Spanne), pes (Werkschuh oder Fuß), palmus (Handbreit oder Hand) und digirus (Querfinger oder Finger), und auch mit den später verwendeten Maßen und Gewichten nicht die altrömischen Einheiten meint, sondern die zu seiner Zeit und in seiner Gegend üblichen deutschen Maße und Gewichte, geht aus der "Interpretatio" hervor, die seinem im Jahre 1550, also früher als "De ce metallica", erschienenem Werke "De precio metallorum er monetis" beigegeben ist. Hier verdeutscht er Längen- und andere Maße und Gewichte und gibt das Verhältnis namentlich solcher, wie sie in Chemnitz, Leipzig und Meißen in Gebrauch waren, zu den entsprechenden römischen an. Nimmt man hier als Elle die alte sächsische Elle, so stehen diese Längenmaße untereinander und zu denen des metrischen Systems in folgendem Verhältnis:
Tab. 701
Höhe angebaut, ein eiserner an die gleiche Stelle gesetzt, ähnlich auch ein tönerner. Der gemauerte Ofen ist eine Elle hoch, innen einen Fuß breit und einen Fuß und zwei Finger tief. Fünf Finger über der Feuerung - das entspricht etwa der Dicke eines ungebrannten Ziegels - liegt über den Ziegeln eine eiserne Platte, die mit Lehm bestrichen wird, damit sie nicht durch das Feuer beschädigt werden kann. In der Vorderwand befindet sich über der Platte eine Öffnung, eine Hand hoch, fünf Finger breit; im oberen Teil ist sie abgerundet. Die eiserne Platte besitzt drei Schlitze, an jeder Seite einen und den dritten in ihrem hinteren Teil; sie sind einen Finger breit und drei Finger lang. Einmal fällt durch sie die Asche der verbrannten Kohle hindurch, zum andern dringt durch sie Wind, der in den unter der Platte liegenden Raum eintritt; auf diese Weise wird das Feuer angefacht. Deshalb erhielt dieser Ofen, den die Hüttenleute nach seiner Verwendung für das Probieren Probierofen nennen, bei den Chemikern den Namen Windofen. Der Teil der eisernen Platte, welcher aus dem Ofen herausragt oder ausladet, pflegt eine Spanne lang und breit zu sein.
Abb. 703: Gemauerter Probierofen mit eiserner Arbeitsplatte. Die Schlitze der eisernen Platte A. Der aus dem Ofen herausragende Teil B.
Kleine Kohlenstücken, die auf ihm liegen, können leicht in den Ofen durch die Öffnung mittels einer Zange hineingebracht oder nach Bedarf aus dem Ofen herausgeholt und wieder auf die Platte gelegt werden.
Der eiserne Ofen besteht aus vier eisernen, 1 ½ Fuß langen Stäben, die am unteren Ende etwas nach außen gebogen und breit geschlagen sind, um fester stehen zu können. Zwischen zwei von ihnen erstreckt sich die Vorderwand, zwischen den beiden andern die Hinterwand. Mit diesen Stäben sind auf beiden Seiten je drei eiserne Querstäbe verbunden und zusammengeschmiedet; der erste in der Höhe einer Hand über dem Boden, der zweite in der Höhe eines Fußes und der dritte am obersten Ende. Die senkrechten Stäbe sind an den Stellen, an denen die Querstäbe mit ihnen verbunden werden, durchbohrt, damit an den beiden übrigen Seiten des Ofens weitere Eisenstäbe in sie eingesteckt werden können, und zwar in gleicher Weise je drei. So ergeben sich also zwölf Querstäbe, durch welche drei Abteilungen von verschieden großen Abmessungen gebildet werden. Von einem senkrechten Stabe zum andern ist nämlich in der untersten Abteilung ein Abstand von 1 Fuß 5 Finger. Dagegen sind in der mittleren Abteilung die vorderen Stäbe von den hinteren 3 Hand und 1 Finger entfernt, und die Stäbe an den Seiten stehen 3 Hand und 3 Finger voneinander ab. In der obersten Abteilung beträgt die Entfernung zwischen den vorderen und den hinteren Stäben 2 Hand, zwischen den Seitenstäben aber 3 Hand, so daß in dieser Weise der Ofen nach oben sich verengt. Weiter ist ein nach der Form des Ofentores gebogener Eisenstab in den untersten Stab der Vorderseite eingesetzt. Dieses Tor ist, wie bei den gemauerten Öfen, 1 Hand hoch und 5 Finger breit. Ferner ist der vordere Querstab der untersten Abteilung zu beiden Seiten des Tores durchbohrt, in gleicher Weise der entsprechende rückseitige. Durch diese Öffnungen gehen zwei Eisenstäbe, die zusammen mit den vier Stäben der unteren Abteilung eine eiserne, mit Ton bestrichene Platte tragen, welche teilweise aus dem Ofen herausragt. Die Außenseiten des Ofens von der untersten Reihe der Stäbe an bis zur obersten ist mit Eisenblech bekleidet, das mit Eisendrähten an die Stäbe befestigt und mit Ton bedeckt wird, um möglichst lange der Zerstörung durch das Feuer widerstehen zu können.
Ein tönerner Ofen kann hergestellt werden aus einem Ton, der fett und dicht ist und hinsichtlich Weichheit und Härte die Mitte hält. Der Ofen hat etwa die gleiche Höhe wie ein eiserner. Sein Boden besteht aus zwei Tonplatten, 1 Fuß 3 Hand lang, 1 Fuß 1 Hand breit. Auf jeder Seite ist jede Platte an ihrem vorderen Teil auf die Länge einer Hand zunehmend abgeschnitten, so daß auf diese Weise eine Breite vom 1 ½ Fuß und 1 Finger entsteht. Dieser Teil ragt aus dem Ofen heraus. Die Tonplatten sind ungefähr ½ Finger dick, ebenso die Ziegel der Seitenwände, welche in der Entfernung von einem Finger vom Rande auf die Bodenplatten aufgesetzt sind, und die in gleicher Weise eine obere Platte tragen. Die Seitenwände sind 3 Finger hoch und besitzen vier Öffnungen, jede ungefähr 3 Finger hoch. Die Öffnungen der Rückwand und der beiden Seitenwände sind 5 Finger breit, die Öffnung der Vorderwand aber ist 1 ½ Hand breit, damit man die in Vorrat hergestellten Kapellen bequem in diesen Unterteil, wenn er sich allmählich erwärmt, einsetzen und dort trocknen kann. Jede Platte ist an ihrem äußeren Rande mit einem in sie eingepreßten Eisendraht umwunden, damit sie weniger leicht bricht. Jede hat, in ganz ähnlicher Weise wie die eiserne Platte, drei Schlitze, 3 Finger lang und 1 Finger breit, damit man, wenn die obere Platte durch die Einwirkung des Feuers oder aus irgendeiner anderen Ursache schadhaft geworden ist, die untere Platte umdrehen und an ihre Stelle setzen kann. Durch diese Schlitze fällt, wie schon früher erwähnt, die Asche der glühenden Kohlen, durch sie wird aber auch das Feuer angefacht durch die Luft, welche in die Kammer durch die Öffnungen der Wände eindringt.
Ein solcher Ofen ist rechteckig, im untern Teile 3 Hand und 1 Finger breit und 3 Hand und 3 Finger tief; im oberen Teile 2 Hand 3 Finger breit, so daß er sich nach oben verengt. Seine Höhe beträgt 1 Fuß. In der Rückwand unten in der Mitte ist eine halbkreisförmige Öffnung von ½ Finger Höhe ausgeschnitten; in gleicher Weise in den Seitenwänden. Und wie bei dem schon beschriebenen Ofen, hat er in der Vorderwand ein oben abgerundetes Tor, 1 Hand hoch, 1 Hand und I Finger breit. Der Vorsetzer dazu besteht auch aus Ton und besitzt eine Öffnung und eine Handhabe. Auch der Deckel des Ofens ist aus Ton hergestellt, besitzt eine Handhabe und ist mit Eisendraht eingebunden. Ebenso werden der äußere Teil des Ofens und die Seitenwände mit Eisendrähten umwunden, die gewöhnlich in Form eines Dreiecks eingepreßt werden.
Die aus Ziegeln gemauerten Öfen sind ortsfest, die tönernen und eisernen dagegen können von einer Stelle zur andern gebracht werden. Die gemauerten können schnell hergestellt werden, die eisernen halten länger, die tönernen sind bequemer.
Die Hüttenleute stellen sich manchmal Probieröfen auch in folgender Weise her: Sie stellen drei Ziegel auf einen Herd, auf jede Seite einen, den dritten als Rückwand. Die Vorderseite bleibt für den Luftzug offen. Auf diese Ziegel legen sie eine eiserne Platte, auf der wiederum drei Ziegel stehen, welche die Kohle einschließen und zusammenhalten.
Hinsichtlich der Aufstellung unterscheiden sich die Öfen voneinander insofern, als man sie hoch oder tief aufstellt. Bei den höher stehenden setzt der Probierer, der die Erze oder Metalle untersucht, die Tiegel mittels einer Zange durch das Ofentor ein; bei den tiefer stehenden, die oben offen bleiben, von oben her. In diesem Falle wird der Ofen ersetzt durch einen eisernen Ring, der auf den Herd gestellt und unten mit Ton verschmiert wird, damit der Wind des Blasebalgs dort nicht entweichen kann. Wenn dies geschähe, würde das Erz zu langsam ausschmelzen, und das Kupfer in dem dreieckigen Tiegel, der mit einer Zange eingesetzt und herausgenommen wird, schwer flüssig werden. Der eiserne Ring ist 2 Hand hoch, ½ Finger dick; sein lichter Durchmesser beträgt meist 1 Fuß und 1 Hand; da, wo der Wind des Blasebalgs in ihn eintritt, besitzt er einen Ausschnitt.
Der Blasebalg ist ein doppelt wirkender, wie ihn die Goldarbeiter und manchmal auch die Schmiede zu benutzen pflegen. In seiner Mitte befindet sich ein Brett mit einer Öffnung für den Wind, 5 Finger breit, 7 Finger lang, bedeckt mit einem kleinen Brettchen, welches über dem Windloch an der Unterseite des Brettes befestigt; seine Breite und Länge ist gleich. Der Blasebalg ist ohne Kopfende 3 Fuß lang, am hinteren Teil, wo er abgerundet ist, 1 Fuß und 1 Hand, am Kopfende 3 Hand breit. Das Kopfende selbst ist 3 Hand lang, an dem Teil, wo es mit dem Brett verbunden ist, 2 Hand und 1 Finger breit. Nach vorn wird es allmählich enger. Die eine vorhandene Düse ist 1 Fuß 2 Finger lang. Sie wird in der Öffnung einer 1 Fuß und 1 Hand dicken Mauer gelagert, so daß auch die Hälfte des Kopfendes, in dem sich die Düse befindet, mit darin eingeschlossen ist. Sie berührt so den auf dem Herd stehenden eisernen Ring und ragt aus der Mauer hervor.
Das Leder des Blasebalgs ist an den Deckelbrettern mit einer besonderen Art von Nägeln befestigt. Es verbindet so die beiden Deckel mit dem Kopfende, über welches Querstücke von Leder mittels breitköpfiger Nägel an den Brettern und in gleicher Weise an dem Kopfende befestigt sind. Das mittlere Brett des Blasebalgs ruht in einer Eisenstange, an der es mit beiderseits vernieteten Nägeln befestigt ist, so daß es sich bei der Auf- und Abwärtsbewegung nicht lockern kann. Die eiserne Stange befindet sich mitten zwischen zwei senkrechten Balken, durch die sie hindurchtritt. Oben ist eine hölzerne Achse mit eisernen Zapfen in Öffnungen der senkrechten Balken gelagert, in deren Mitte ein Hebel eingelassen und mit eisernen Nägeln befestigt ist, so daß er nicht abspringen kann. Er ist 5 ½ Fuß lang und am hinteren Ende mittels eines eisernen Ringes mit der Eisenstange verbunden, die zu dem rückwärtigen Ende des Blasebalgs führt, mit dem sie in gleicher Weise durch einen Ring verbunden ist.
Abb. 704: Schmelzvorrichtung mit eisernem Ring. Der eiserne Ring A. Der doppelt wirkende Blasebalg B. Seine Düse C. Der Hebel D.
Wenn nun der Arbeiter den Hebel herabzieht, so wird der Unterteil des Blasebalgs gehoben und treibt den Wind durch die Düse. Weiter hebt aber der Wind, der durch die in dem Mittelbrett angebrachte Windöffnung hindurch dringt, den oberen Teil des Blasebalgs, dessen Deckelbrett mit Blei so stark beschwert ist, daß dieser Teil des Blasebalgs wieder herabgedrückt wird. Dadurch strömt aus ihr, wie aus der unteren Hälfte, ebenfalls Wind durch die Düse aus. Auf diese Weise ist der Blasebalg doppeltwirkend und eignet sich für den eisernen Ring, der die dreieckigen Tiegel aufnimmt, in denen metallhaltiges Erz ausgeschmolzen und Kupfer flüssig gemacht wird.
Nachdem ich die Öfen und den eisernen Ring beschrieben, will ich nun von den Muffeln und Tiegeln sprechen. Die Muffel besteht aus Ton und hat die Form eines umgekehrten Hohlziegels. Sie dient zum Bedecken der Tiegel, damit keine Kohlen in sie hineinfallen und das Gelingen des Versuchs verhindern können. Sie ist 1 ½ Hand breit, ihre Höhe, die meist 1 Hand zu betragen pflegt, entspricht der Größe des Ofentores, ihre Länge ist fast gleich der Tiefe des ganzen Ofens. Daher berührt sie nur vorn am Ofentor die Ofenwand, während sie von den Seitenwänden und der Hinterwand etwa 3 Finger absteht, damit Kohlen in diesen zwischen ihr und den Ofenwänden verbleibenden Zwischenraum eingelegt werden können. Sie besitzt die Stärke eines irdenen Topfes, die Decke ist nicht durchbrochen, in der Hinterwand aber befinden sich zwei kleine Fenster, in jeder Seitenwand zwei oder drei, manchmal auch vier Fenster, durch welche die für das Schmelzen des Erzes in den Tiegeln erforderliche Hitze eindringt. Anstelle dieser Fenster hat sie auch kleine Schlitze, in der Hinterwand zehn, an jeder Seite auch mehr. Manchmal ist die Hinterwand unter den Öffnungen oder kleinen Schlitzen an drei Stellen in Form eines Halbkreises von der Höhe eines halben Fingers ausgeschnitten; an den Seitenwänden an vier Stellen.
[6] Auch die heute verwendeten, fest über eine Feuerung eingebauten Muffeln besitzen ähnliche, etwa halbkreisförmige Öffnungen in den Seitenwänden und in der Hinterwand, die sogenannten Muffelaugen, die nach Bedarf durch kleine Vorsetzer aus Ton geschlossen werden können.
Der hintere Teil der Muffel pflegt ein wenig niedriger zu sein als der vordere.
Das Material, aus dem die Probiergefäße hergestellt werden, ist verschieden; sie bestehen entweder aus Ton oder aus Asche. Die aus Ton bestehenden, die auch Scherben genannt werden, sind nach Form und Größe verschieden.
Abb. 705: Probiermuffeln. Die schmalen Fenster der Muffel A. Breite Fenster B. Die Öffnungen in der Rückwand C.
Manche sind geformt wie eine kleine Schale von mittlerer Wandstärke, 3 Finger hoch; sie fassen eine Unze. In ihnen wird das Erz mit Zuschlägen geschmolzen, und sie werden beim Probieren der Erze auf Gold und Silber gebraucht. Andere Tiegel haben eine dreieckige Form; sie besitzen größere Wandstärke und größere Fassung, nämlich 5, 6 oder mehr Unzen. In ihnen wird Kupfer geschmolzen, so daß man es ausgießen, breitschlagen und mit Feuer probieren kann. In ihnen wird auch meist das Kupfererz geschmolzen. Die Aschentiegel oder Kapellen werden aus Asche in der Form kleiner Schalen, wie die zuerst genannten, hergestellt. Ihr Boden ist ziemlich dick, wie aus der Abbildung ersichtlich; sie haben eine geringe Fassungskraft. In ihnen wird das Blei vom Silber getrennt und damit die Probe beendet.
Da die Aschkapellen vom Probierer selbst angefertigt werden, muß ich einiges über das zur Herstellung verwendete Material und die Art ihrer Herstellung sagen. Manche stellen sie aus gewöhnlicher Asche beliebiger Art her. Diese sind aber nicht gut, da die Asche meist fettige Bestandteile enthält, weshalb derartige Kapellen beim Erhitzen leicht reißen. Andere benutzen in gleicher Weise beliebige Asche, die sie aber vorher waschen. Dieser Art sind Aschen, die man behufs Auslaugung anderer Bestandteile mit warmem Wasser behandelt hat.
[7] Durch Auslaugung von Holzasche gewann man Potasche. Vgl. 12. Buch Anm. 11.
Die Asche wird in der Sonne oder im Ofen getrocknet und mittels eines aus Haaren hergestellten Siebes gereinigt. Obwohl aber das warme Wasser die fettigen Bestandteile der Asche ausgelaugt hat, sind die daraus hergestellten Kapellen doch nicht gut, weil die Asche selbst mit seinen Kohle-, Sand- und Steinteilchen vermischt zu sein pflegt. Andere wiederum stellen die Kapellen her aus beliebiger Asche, aber sie rühren sie vorher mit Wasser an und entfernen die an der Oberfläche schwimmenden Verunreinigungen. Danach gießen sie, wenn die Reinigung beendet ist, das Wasser ab, sieben die getrocknete Asche und formen aus ihr die Kapel1en, die zwar gut, aber doch noch nicht von bester Beschaffenheit sind, weil auch derartig behandelte Asche noch kleine Stein- und Sandteilchen enthält.
Abb. 706: Probiergefäße aus Ton. Scherben A. Dreieckiger Tiegel B. Aschekapelle C.
Um Kapellen von bester Beschaffenheit zu erhalten, müssen aus der Asche alle Verunreinigungen in doppelter Arbeit entfernt werden; zuerst die leichten, zu denen der Kohlenstaub und die fettigen Bestandteile und andere in Wasser schwimmende Teile gehören, und weiterhin die schweren, wie Steinchen, Sand und andere Bestandteile, die sich im Wasser zu Boden setzen. Daher wird zuerst Wasser in die Asche gegossen und der leichte Schmutz entfernt. Sodann wird die Asche mit der Hand durchgearbeitet, so daß sie gut mit dem Wasser gemischt wird. Wenn dieses in starker Bewegung und trüb geworden ist, wird es in ein anderes Gefäß gegossen. Auf diese Weise verbleiben die Steinchen und der Sand und alle sonstigen schweren Teile in dem ersten Gefäß, aus dem sie entfernt werden. Nachdem die gesamte Asche in dem zweiten Gefäß sich zu Boden gesetzt hat, was man daran erkennt, daß das Wasser klar geworden ist und beim Kosten nicht mehr nach den ausgelaugten Körpern schmeckt, wird das Wasser abgegossen. Die in dem Gefäß zurückbleibende Asche aber wird in der Sonne oder im Ofen getrocknet. Sie ist geeignet für die Herstellung der Kapellen, namentlich, wenn die Asche von Buchen- oder anderen Hölzern stammt, die ein geringes Jahreswachstum haben. Dagegen ist die Asche, die man aus Zweigen oder Stengeln des Weinstockes hergestellt hat, der ein starkes Jahreswachstum besitzt, weniger gut, denn die daraus hergestellten Kapellen pflegen, da sie nicht genügend trocken werden, im Feuer zu reißen und zu springen und Metalle aufzusaugen. Wenn daher kein Buchen- oder ähnliches Holz zu haben ist, formen die Probierer aus Asche, die in oben beschriebener Weise gereinigt worden ist, kleine Kugeln, die sie in einen Bäcker- oder Töpferofen legen, um sie zu brennen. Nachdem das Feuer alles Fettige zerstört und alle Feuchtigkeit ausgetrieben hat, fertigen sie daraus ihre Kapellen. Je älter eine Asche ist, desto besser ist sie; sie muß auch vollkommen trocken sein. Deshalb ist Asche, die man durch Brennen von Knochen, vor allem von Schädelknochen der Tiere erzeugt, die allergeeignetste für Kapellen, in zweiter Linie die aus Hirschgeweihen und aus Fischgräten hergestellte. Manche endlich nehmen Asche aus verbrannten Abgängen des Leders, die entstehen, wenn die Gerber oder Weißgerber die von Haaren befreite Haut abschaben und glätten. Viele bevorzugen den Gebrauch von Mischungen, von denen diejenigen gelobt werden, welche aus 1 ½ Teilen Asche von Knochen oder Fischgräten, 1 Teil Buchenasche und ½ Teil Asche von den Abgängen des Leders bestehen. Aus diesem Gemisch fertigen sie gute Kapellen. Aber noch viel Bessere lassen sich herstellen aus gleichen Teilen Asche von Lederabgängen, von Schädelknochen der Schafe und Kälber und von Hirschgeweihen. Die allerbesten endlich erhält man bei alleiniger Verwendung gepulverter Asche von Hirschgeweihen. Denn diese saugen wegen ihrer außergewöhnlichen Trockenheit am wenigsten Metalle ein.
Trotzdem stellen unsere heutigen Probierer die Kapellen meist aus Buchenholzasche her, die sie in der schon beschriebenen Weise vorrichten, mit Bier oder Wasser besprengen, damit sie zusammenhält, und in Mörsern zerstoßen. Danach wird sie gemengt mit der Asche der Kopfknochen von Tieren oder von Fischgräten und abermals zerstoßen, um sie noch besser zu machen. Manche zerreiben Ziegelsteine und mischen den gesiebten Staub der Buchenholzasche bei. Denn derartiger Staub verhütet, daß das Blei, welches die Tiegel anfrißt, Gold oder Silber in sie hineinführt. Andere befeuchten, um die fertigen Kapellen haltbar zu machen, die Asche mit Eiweiß, trocknen sie in der Sonne und zerstoßen sie, hauptsächlich dann, wenn sie Erze oder Kupfer, welches Eisen enthält, probieren wollen. Viele befeuchten die Asche mit Milch, trocknen sie und zerstoßen sie in Mörsern, wiederholen dieses Verfahren mehrmals und fertigen dann die Kapellen daraus. In Werken, in denen Silber vom Kupfer geschieden wird, stellt man Kapellen her aus der Asche des Herdes des Treibeofens, die in vollem Maße trocken ist, und zwar aus zwei Teilen dieser und einem Teil Knochenasche.
Alle auf diese verschiedenen Arten hergestellten Kapellen stellt man in die Sonne oder in einen Ofen. Hierauf werden sie an einem trockenen Orte aufbewahrt, und zwar längere Zeit. Denn sie sind umso besser, je älter und trockener sie sind.
Auch die Scherben und dreieckigen Tiegel werden nicht immer von Töpfern, sondern vielfach von den Hüttenleuten selbst hergestellt. Sie fertigen sie aus fettem und dichtem Ton mittlerer Weichheit und Härte. Damit mischen sie das Pulver alter zerbrochener Tiegel gleicher Art oder gebrannter zerstoßener Ziegel. Der mit dem Pulver gemengte Ton wird mit einem Pistill geformt und dann getrocknet. Auch derartige Gefäße sind, je älter, desto trockener und besser.
An Formen, in denen die Gefäße geschlagen werden, hat man zwei Arten, eine kleinere und eine größere. In der kleineren werden die Kapellen hergestellt, in denen das Gold und Silber vom Blei, in dem es enthalten war, gereinigt wird; in der größeren aber die Tiegel, in denen das Silber vom Kupfer und Blei getrennt wird.
Abb. 707: Form und Stempel zum Schlagen der Kapellen. Preßform A. Umgedrehte Preßform B. Pistill C. Der Höcker des Pistills D. Ein anderes Pistill E.
Beide Arten von Formen bestehen aus Messing und besitzen keinen Boden, damit man die fertigen Gefäße unversehrt aus ihnen herausdrücken kann. Auch von den Pistillen gibt es zwei Arten, eine kleinere und eine größere, beide ebenfalls aus Messing bestehend; an ihrer Unterseite ragt ein runder Höcker hervor, der in die Form gepreßt wird und so die Höhlung des Gefäßes ausbildet. Die Fläche, an der der Höcker ansetzt, entspricht der oberen Fläche der Form.
So viel über diese Sache. Nunmehr will ich von der Vorbereitung der Erze für die Probe sprechen. Die Vorbereitung besteht in einem Brennen, Rösten, Zerkleinern und Verwaschen.
[8] Das Verwaschen geschieht meist im sogenannten Sichertrog, einem flachen, schmalen, länglichen Holztrog, auf dem das fein gepulverte Erz mit Wasser verrührt wird, so daß die leichten, unhaltigen Bestandteile abgeschwemmt werden, während die schweren, metallhaltigen auf dem Sichertrog verbleiben. Sodann wird der Trog an einem Schmalende mit der Hand gestoßen. Danach ordnen sich die Bestandteile des Erzes nach ihrem spezifischen Gewicht in der Weise, daß die schwersten am weitesten nach dem gestoßenen Ende hinwandern, während die leichteren weiter unten liegenbleiben. Man ermittelt auf diese Weise die mineralogische Zusammensetzung des Erzes und annähernd auch die verhältnismäßige Menge der vorhandenen Mineralien. Diese Kenntnis ist für das nachfolgende Probieren wichtig, dadurch die Art und Menge der verschiedenen vorhandenen Mineralien die Probiermethode, die Größe der Einwage und die Art und Menge der zu verwendenden Zuschläge bestimmt wird.
Dabei muß man eine bestimmte Gewichtsmenge des Erzes verwenden, damit man weiß, wie groß der Anteil der einzelnen Bestandteile ist, der durch diese vorbereitenden Arbeiten entfernt wird. Zu brennen sind harte metallhaltige Gesteine, damit sie, mürbe geworden, leichter zerkleinert und verwaschen werden können. Die härtesten Gesteine werden vor dem Brennen mit Essig besprengt, damit sie im Feuer schneller mürbe werden. Weiche Gesteine werden zuerst mit dem Hammer zerschlagen, dann im Mörser aufgerieben und in Pulver verwandelt, weiterhin verwaschen und endlich wieder getrocknet. Wenn erdige Bestandteile mit den Metallen vermischt sind, ist das Erz im Sichertrog zu verwaschen; das auf dem Sichertrog Zurückbleibende wird getrocknet und probiert. Alle Erze, welche verwaschen worden sind, müssen getrocknet werden. Metallreiche Erze dürfen weder gebrannt, noch zerkleinert, noch verwaschen werden; sie sind nur zu rösten, damit nicht durch jene anderen Arbeiten etwas verloren gehe. Die Röstung erfolgt in einem geschlossenen, mit abgedichtetem Deckel versehenen Gefäß, welches von außen erhitzt wird. Ärmere Erze werden auch auf dem Herd eines Ofens auf Holzkohlen gelegt und gebrannt, denn wir erleiden keinen großen Schaden, wenn etwas von ihnen verloren geht. Über Arbeiten zur Vorbereitung der Erze werde ich später und im folgenden Buche ausführlicher reden.
Jetzt will ich handeln von dem, was der Hüttenmann "Zuschläge" zu nennen pflegt, die man den Erzen zusetzt, nicht nur zum Zwecke des Probierens, sondern auch bei ihrer Verschmelzung im Großen. Sie besitzen eine starke Wirkung, aber wir wissen, daß nicht alle die gleiche Wirkung ausüben, und viele besitzen eine verschiedene und verwickelte Beschaffenheit. Denn wenn wir die mit ihnen gemischten Erze im Probierofen oder im großen Ofen verschmelzen, bewirken manche von ihnen, weil sie selbst leicht schmelzen, ein leichteres Schmelzen der Erze. Andere erhöhen, weil sie entweder das Erz selbst heiß machen oder in dasselbe eindringen, die Wirkung des Feuers zur Trennung der Metalle von den Verunreinigungen und führen die geschmolzenen Metalle in das Blei über, teilweise auch schützen sie solche Erze vor dem Feuer, deren Metallgehalt sonst verbrennt oder mit dem Rauch aus dem Ofen entweicht. Manche endlich nehmen Metalle in sich auf.
Zur erst genannten Art gehört Blei, und zwar auch in der Form von Kornblei
[9] Um das zuzuschlagende Probierblei bequemer abwiegen oder abmessen und mit dem Probiergut innig mischen zu können, wird es, wie später beschrieben, in Kugeln gegossen oder gekörnt.
oder als im Feuer aus ihm hergestellte Bleiasche,
[10] Lat. plumbum ignis vi in cinerem resolutum ist nach der später beschriebenen Herstellungsweise Schwefelblei.
rote Mennige,
[11] Lat. minium secundum, Mennige, die hellrote Verbindung Pb3O4 die durch Glühen von Bleiweiß oder oxydierende Behandlung von Bleioxyd an der Luft hergestellt wird.
Bleigelb,
[12] Lat. ochra ex plumho facta ist gelbes ungeschmolzenes Bleioxyd, welches entsteht, wenn man geschmolzenes Blei mit Luft behandelt bei einer Temperatur, die unter dem Schmelzpunkt des Bleioxyds liegt, also unter Massicot.
Bleiglätte,
[13] Lat. spuma argenti, Schaum vom Silber, ist das beim Abtreiben des silberhaltigen Werkbleies abfließende geschmolzene Bleioxyd, die Bleiglätte.
Herdblei,
[14] Lat. molybdaena, ist hier und später mit Herdblei übersetzt worden. Wie aus dem 10. Buche hervorgeht, versteht Agricola darunter die gebrauchte Herdmasse eines Treibeofens, die stark mit Bleiglätte (Bleioxyd) und wohl auch mit kleinen Kügelchen metallischen Bleies durchtränkt ist. Vgl. 10. Buch Anm. 32.
Bleiglanz, Kupfer, und zwar gebrannt
[15] Aes ustum, wörtlich "gebranntes Kupfer". Man könnte also an Kupferoxyd denken, indes ist dies unwahrscheinlich, da diese Verbindung für keine Probiermethode gebraucht wird. Wahrscheinlich ist Schwefelkupfer (Cu2S) gemeint, das durch Erhitzen von Kupfer und Schwefel in geschlossenen Tiegeln hergestellt werden kann. Für diese Deutung spricht auch die später geschilderte Verwendungsart dieses Stoffes.
oder in Form von Blättchen oder Kupferfeilspänen, Gold-, Silber-, Kupfer- und Bleischlacken, Soda,
[16] Das lat. Wort "nitrum" ist mit Soda übersetzt worden, bedeutet aber zweifellos auch noch andere Alkalisalze, die Agricola in unentwirrbarer Weise durcheinandermengt. In seinem Werke "De natura fossilium" sagt er im dritten Buche, daß es natürliches und künstliches Nitrum gebe, man finde es innerhalb der Erde als harten, dichten Stein, aus dem man in Venedig die Chrysokolla, "die ich Borax nenne", bereite. Wenn er mit Chrysokolla nun an anderer Stelle auch gewisse grüne Kupfermineralien bezeichnet, so kann unter dieser Bezeichnung hier Borax verstanden werden, da er kurz darauf auch noch sagt, daß Chrysokolla von den Goldschmieden gebraucht wird, um Gold mit Gold oder mit Silber zusammen zu verlöten, woher ihr Name - Goldleim - stamme. Der "harte, dichte Stein", aus dem die Chrysokolla gewonnen wurde, dürfte Borazit sein. Möglicherweise hat man auch die heißen, borsäurehaltigen Quellen Toskanas schon damals ausgebeutet. Eine zweite Sorte Nitrum wird nach der angezogenen Stelle in unterirdischen Höhlen gefunden, wo sie Zapfen oder weiche schaumartige Massen bildet. Eine dritte Art endlich findet sich in Tälern und auf Feldern als Ausblühung und in Seen, z.B. in Medien, Mazedonien, aber auch in Sachsen, Thüringen, Böhmen, ferner in Ägypten usw. Hierunter wird man im wesentlichen Soda oder Gemische von Soda, Glaubersalz, Kochsalz usw. verstehen müssen, wie sie namentlich aus den sogenannten Natronseen gewonnen werden. Später wird namentlich das in Venedig hergestellte Nitrum genannt. Unter künstlich hergestelltem Nitrum führt er endlich noch ein Salz auf, welches aus Steineichen erhalten wird, also offenbar Potasche, die durch Auslaugen von Eichenholzasche gewonnen wird. Auch aus sonstigen Angaben des Agricola über die Art der Gewinnung, über die Eigenschaften und die Verwendung der einzelnen Arten von Nitrum läßt sich kein klares Bild gewinnen, welches Alkalisalz im einzelnen Falle gemeint ist. Vgl. hierzu auch 12. Buch Anm. 14 und 15.
Glasgallen,
[17] Lat. nitri recrementum wird in dem Wörterverzeichnis zu "De re metallica" durch "Glasgallen" wiedergegeben und dürfte der beim Glasschmelzen an der Oberfläche sich ausscheidende Schaum sein, welcher wesentlich aus Natriumsulfat und Kalziumsulfat besteht.
Salpeter,
[18] Lat. halinitrum. Dieses Wort wird fast allgemein mit "Salpeter" übersetzt. Nicht immer kann aber auch bei Agricola halinitrum Salpeter bedeuten, z.B. nicht, wo er dieses Salz als Zuschlag beim Probieren von Kupfer- und Eisenerzen empfiehlt. Vgl. auch 12. Buch Anm. 16.
gesottener Alaun, Vitriol, geglühtes und auch geschmolzenes Salz, Steine, die leicht im Ofen schmelzen, von leicht schmelzenden Steinen gereinigter Sand, weicher Kalkstein
[19] Lat. tofus mollis wird meist mit "weicher Topfstein" übersetzt. Darunter ist aber sicher nicht unser heute sogenannter Speckstein zu verstehen. Denn dieser, ein Magnesiasilikat, ist selbst sehr schwer schmelzbar und kann nicht als das Schmelzen anderer Körper beförderndes Flußmittel dienen. Nach der Beschreibung, die Agricola im siebenten Buche seines Werkes "De natura fossilium" vom tofus mollis gibt, muß man ihn als einen weichen Kalkstein auffassen, wie er z.B. auch in unterirdischen Höhlen als Tuffstein gefunden wird.
und gewisse weiße Schiefer. Die erstgenannten Stoffe, das Blei, die Bleiasche, die Mennige, das Bleigelb und die Bleiglätte sind besonders für leichtschmelzende Erze geeignet, Herdblei für schwieriger schmelzende, Bleiglanz für die schwerstschmelzenden.
Zur zweiten Art gehören Eisenhammerschlag, eisenreiche Schlacken, künstliches Salz,
[20] Lat. sal artificiosus, ein Gemenge verschiedener Alkalisalze. Über seine Herstellung vgl. auch 10. Buch Anm. 35.
Weinstein vom Wein oder Essig
[21] Lat. ficcae faeces vini et aceti, also wörtlich: getrocknete Hefe oder Rückstand des Weines und Essigs. Beide sind gleich, da der Essig aus Wein hergestellt wurde. Der wirksame Bestandteil in diesen Rückständen ist Weinsäure oder weinsaures Salz. Im folgenden wird dafür das Wort "Weinstein" gebraucht werden.
und der Rückstand der Säure, die zum Scheiden des Goldes vom Silber dient.
[22] Lat. ficcae faeces aquarum, quae aurum ab argento secernunt, also wörtlich: Rückstände von Scheidewasser, d.h. der Salpetersäure, die zur Trennung des Goldes vom Silber dient. Man stellte sie her durch Erhitzen eines Gemenges von Salpeter und Alaun mit geringen Mengen Sand oder Ziegelmehl (vergleiche Biringuccios' Pirotechnia, deutsch von O. Johannsen 1925, Seite 216 ff.) und befreite die überdestillierte Säure von Chlor durch Auflösen einer kleinen Menge Silber in ihr. Der Destillationsrückstand enthält als wesentlichen Bestandteil Natriumsulfat und Natriumbisulfat.
Diese Rückstände und das künstliche Salz besitzen die Eigenschaft, in das Erz einzudringen, stark der Weinstein vom Wein, stärker der Weinstein vom Essig, am stärksten der Rückstand vom
Scheidewasser. Die Wirkung des Eisenhammerschlags und der Eisenschlacken besteht darin, daß sie, da sie selbst nur langsam schmelzen, das Erz hoch erhitzen.
Zur dritten Art gehören Schwefelkies, der aus Schwefelkies erschmolzene Stein,
[23] Unter "Stein" oder "Lech" versteht der Hüttenmann das durch Schmelzen hergestellte Einfach-Schwefeleisen (Rohstein) oder auch ein Gemenge der Sulfide von Eisen, Kupfer, Blei usw. (Kupferstein, Bleistein usw.).
Soda, Glasgallen, Salz, Eisen, Eisenhammerschlag und Eisenfeilspäne, Eisenschlacken, Vitriol, Sand, der durch Erhitzen im Feuer von leichter schmelzenden Bestandteilen gereinigt worden ist, und Kalkstein. In erster Linie nehmen die Schwefelkiese und der Stein Metalle auf und schützen sie vor dem Feuer, durch welches sie selbst zerstört werden.
Zur vierten Art gehören Blei, Kupfer und verwandte Stoffe. Von den Zuschlägen sind also einige natürlich vorkommende, andere gehören zu den Schlacken, andere sind Stoffe, die von Schlacken befreit worden sind.
Wenn wir nun Erze probieren, brauchen wir nur kleine Mengen von Zuschlägen ohne großen Kostenaufwand zu geben, wenn wir aber die Erze im Ofen verschmelzen, kommen wir nicht aus ohne größere Mengen und erheblichere Kosten. Wir werden also bedenken müssen, wie hoch der Aufwand an ihnen sein darf, damit wir nicht beim Verschmelzen der Erze höhere Kosten haben als der Gewinn ist, den wir aus den erschmolzenen Metallen erzielen.
Die Farbe des Rauches, den die Erze entwickeln, wenn man sie auf einer Schaufel oder auf einem eisernen Blech glüht, belehrt uns darüber, wie groß die Menge der Zuschläge sein muß, die man außer Blei beim Probieren oder Verschmelzen der Erze zuzugeben hat. Am besten ist es nämlich, wenn der Rauch purpurn aussieht, dann brauchen die Erze meist überhaupt keinen irgendwie gearteten Zuschlag; sieht er bläulich aus, so muß man aus Schwefelkies oder Kupferkies erschmolzenen Stein zugeben; wenn gelb, Bleiglätte und Schwefel; wenn rot, Glasgallen und Salz; wenn grün, Kupferstein, Bleiglätte und Glasgallen; wenn schwarz, geschmolzenes Salz oder Eisenschlacken und Bleiglätte, sowie weißen Kalkstein; wenn weiß, Schwefel und Eisen, welches durch Rost zerstört ist; wenn grünlichweiß, Eisenschlacken und Sand, der von leichter schmelzenden Bestandteilen im Feuer gereinigt worden ist. Wenn der mittlere Teil des Rauches gelb und dicht ist, während der Saum grün erscheint, nimmt man den gleichen Sand und Eisenschlacken.
Die Farbe des Rauches belehrt uns nicht nur über die geeignetsten Zuschlagsmittel, die jedem Erz zuzugeben sind, sondern auch über die erstarrten Lösungen,
[24] Lat. succi concreti. Hierunter versteht Agricola, dem Sprachgebrauch der Alchymisten folgend, hier und in seinen mineralogischen Schriften feste Körper, die aus Lösungen niedergeschlagen oder durch Verdunstung des Lösungsmittels fest geworden sind. Er rechnet zu ihnen aber auch einige Stoffe, die nach unserer heutigen Kenntnis nicht auf diese Weise gebildet sein können, wie Schwefel, Realgar, Auripigment u.a. S. auch 12. Buch Anm. 1.
die ihm beigemischt sind, und die derartigen Rauch verursachen. Ein blauer Rauch zeigt meistens an, daß in dem Erz Azurit enthalten ist, ein gelber weist Auripigment nach, ein roter Realgar, ein grüner Malachit, ein schwarzer schwarzes, ein weißer weißes Bitumen, ein grünlichweißer dasselbe gemengt mit Malachit, ein solcher mit gelber Mitte und grünem Saum aber endlich Schwefel.
[25] In dieser Aufzählung ist fast durchweg die Farbe des Rauches gleich der Farbe des im Erz enthaltenen Minerals gesetzt. Hierdurch erscheinen die oben gewählten Verdeutschungen zulässig, nämlich caeruleus = Azurit, auripigmentum = Auripigment, sandaraca = Realgar, chrysokolla = Malachit. Vgl. auch 8. Buch Anm. 6. Über die doppelte Bedeutung des letzten Wortes vgl. 7. Buch Anm. 16 und 12. Buch Anm. 15.
Aber auch Erden und gewisse andere die Metalle begleitende Körper erzeugen einen ähnlichen Rauch. Enthalten die Erze Antimon, so gibt man Eisenschlacken als Zuschlag. Wenn sie Kiese enthalten,
Kupferstein und einen von leichter schmelzenden Bestandteilen im Feuer gereinigten Sand; wenn Eisen vorhanden, gibt man Kiese und Schwefel zu. Denn ebenso, wie für schwefelhaltige Erze
Eisenschlacken ein Zuschlagsmittel sind, so ist für gold- und silberhaltige Erze, die Eisen enthalten, welches nicht leicht davon getrennt werden kann, der Schwefel und auch gereinigter Sand ein
Zuschlagsmittel.
Künstliches, für das Probieren der Erze geeignetes Salz wird auf verschiedene Weise hergestellt: Erstens aus gleichen Teilen Weinstein des Weines, des Essigs und dem Rückstand, der beim Einkochen menschlichen Harns verbleibt. Zweitens ebenso aus gleichen Teilen der Asche, welche die Wollfärber benutzen,
[26] Das ist Potasche.
Kalk, gereinigtem getrockneten Weinstein und geschmolzenem Salz. Von jedem dieser Stoffe wird 1 Pfund in 20 Pfund
[27] Über die Gewichte und ihre Einteilung siehe weiter im Buche.
menschlichen Harns eingebracht, alles auf ein Drittel eingekocht und durchgeseiht, und sodann zum Rückstand 1 Pfund und 4 Unzen Salz zugegeben. Dies wird in einen innen mit Bleiglasur versehenen Topf geschüttet, in dem 8 Pfund geschmolzenes Salz gelöst worden sind, und eingekocht, bis trockenes Salz entsteht.
Eine dritte Art der Bereitung ist folgende: Ungeschmolzenes Salz und durch Rost zerfressenes Eisen werden in ein Gefäß gegeben und mit menschlichem Harn übergossen. Das mit einem Deckel verschlossene Gefäß läßt man 30 Tage an einem warmen Orte stehen. Sodann wird das Eisen mit Harn abgewaschen und beiseitegelegt, die Lösung aber wird so lange gekocht, bis die festen Salze sich ausgeschieden haben.
In einer vierten Weise wird das künstliche Salz folgendermaßen hergestellt: In einer Lösung von gleichen Teilen Kalk und Asche, wie sie die Wollfärber benutzen, werden gleiche Teile Salz, Seife, trockener weißer Weinstein und Salpeter so lange gekocht, bis die Salze sich ausgeschieden haben. Diese schmelzen leicht Gekrätze,
[28] Über die Gewichte und ihre Einteilung siehe weiter im Buche.
die man damit mischt.
Der Salpeter wird auf eine Weise zubereitet, daß er für das Probieren der Erze geeignet wird. Er wird in einen innen mit einer Bleiglasur versehenen Topf gegeben, wiederholt mit einer Lösung von ungelöschtem Kalk übergossen und gekocht, bis die Lösung verdampft ist. Wenn der Salpeter durch Feuer nicht mehr entzündet wird, weil ihn das aus der Kalklösung entstandene Salz davor schützt, ist er richtig zubereitet.
Vor allem gelobt werden folgende Mischungen, die jegliches Erz schmelzen, welches die Hitze des Feuers sonst schwer auflöst und durchdringt. Die eine besteht aus Steinen von weißer Farbe der dritten Art, die leicht im Ofen schmelzen. Man reinigt und reibt sie fein auf. ½ Unze dieses Pulvers wird gemischt mit 2 Unzen gelber, ebenfalls fein aufgeriebener Bleiglätte, in einen Tontiegel von passender Größe gegeben und dieser unter die Muffel des heißen Probierofens gestellt. Wenn die Masse flüssig wie Wasser geworden ist, was eine halbe Stunde Zeit erfordert, wird der Tiegel herausgenommen und sein Inhalt in eine kleine Form ausgegossen. Das Aussehen der erkalteten Masse ist dasjenige des Glases; sie wird wiederum zerkleinert. Dieses Pulver wird auf die zu probierenden Erze irgendwelcher Art, die nicht leicht schmelzen, aufgestreut und bewirkt eine Abscheidung der Schlacke. Andere verwenden an Stelle der Glätte Schwefelblei, das in folgender Weise hergestellt wird: In Blei, welches man in einem Tiegel einschmilzt, wird Schwefel eingerührt, wobei es sich bald mit einer Haut überzieht; nachdem diese entfernt ist, wird wieder Schwefel zugegeben und die entstehende Haut wiederum entfernt. Dies wird so oft wiederholt, bis das gesamte Blei in ein Pulver verwandelt worden ist.
Ein sehr stark wirkender zusammengesetzter Zuschlag entsteht, wenn man von in oben geschilderter Weise vorbereitetem Salpeter, geschmolzenem Salz, Glasgallen und trockenem Weinstein je 1 Unze, von Bleiglätte 1/3 Unze und von gepulvertem Glas ½ Pfund zusammenmischt. Dieser Zuschlag, zu einem gleichen Gewicht Erz hinzugegeben, bringt dieses leicht zum Schmelzen. Ein stärker wirkender Zuschlag besteht aus einem Gemenge von gleichen Teilen weißen, trockenen Weinsteines, gewöhnlichen Salzes und vorbereiteten Salpeters, welches dreimal in einem innen mit Bleiglasur versehenen Topf geglüht wird, bis ein weißes Pulver entsteht; diesem wird dann Bleiglätte zugemischt. Von dieser Mischung wird ein Teil auf zwei Teile des zu probierenden Erzes gebraucht. Einen noch kräftigeren Zuschlag erhält man aus Schwefelblei, Salpeter, Realgar, Antimon (Schwefelantimon) und dem Rückstand, der bei der Bereitung des Scheidewassers verbleibt. Das Schwefelblei stellt man her aus 1 Pfund Blei und 1 Pfund Schwefel. Das Blei wird mit einem Hammer zu Blättchen ausgeschlagen, abwechselnde Lagen von Blei und Schwefel in einen Tiegel oder Topf gebracht und beides zusammen erhitzt, bis das Feuer den Schwefel verzehrt hat und das Blei in Pulver verwandelt ist. 1 Pfund gestoßener aufgeriebener Salpeter wird mit 1 Pfund gleichfalls gepulverten Realgars vermischt; das Gemisch wird in einer eisernen Pfanne bis zum Flüssigwerden erhitzt, sodann ausgegossen und die erkaltete Masse wiederum aufgerieben. Vom Antimon gibt man 1 Pfund und von trockenem Weinstein ½ Pfund in abwechselnden Schichten in einen Tiegel und erhitzt so lange, bis ein geschmolzener König entsteht, der ebenfalls gepulvert wird. Von diesem Pulver wird ½ Pfund mit 1 Pfund Bleiglätte und 1 Pfund des aus Salpeter und Realgar hergestellten Pulvers vermischt und innig gemengt. Ein Teil hiervon zu zwei Teilen Erz zugegeben schmilzt dieses und reinigt es von Schlacken.
Der wirksamste Zuschlag aber enthält 2 Drachmen Schwefel, ebensoviel Glasgalle und je ½ Unze Antimon, Salz aus verdampftem Harn, gewöhnliches geschmolzenes Salz, zubereiteten Salpeter, Bleiglätte, Vitriol, trockenen Weinstein, Salz aus der Asche von Hülsenfrüchten, trockenen Rückstand von der Bereitung des Scheidewassers und Alaun, der durch Erhitzen in Pulver verwandelt wurde, ferner 1 Unze von mit Schwefel zu einem Pulver verriebenem Kampfer. Von diesem Pulver wird ein halber oder ein ganzer Teil, je nachdem, wie es die Verhältnisse erfordern, mit einem Teil Erz und zwei Teilen Blei vermischt, auf den Scherben gegeben und die Mischung mit fein gepulvertem venezianischem Glas bestreut. Wenn man 1 ½ bis 2 Stunden erhitzt hat, findet sich am Boden des Scherbens eine Schmelze, von der der Bleikönig abgetrennt werden kann.
Es gibt ferner noch einen Zuschlag, der Schwefel, Realgar und Auripigment aus metallhaltigen Erzen abscheidet. Er enthält gleiche Teile Eisenschlacke, weißen Kalkstein und Salz. Nachdem die genannten Verunreinigungen abgeschieden sind, werden die Erze selbst mit trockenem Weinstein verschmolzen. Es gibt auch einen Zuschlag, der das Antimon davor schützt, vom Feuer verzehrt zu werden, und der die Metalle gegenüber dem Antimon schützt. Er besteht aus gleichen Teilen Schwefel, zubereitetem Salpeter, geschmolzenem Salz und Vitriol. Das Gemisch wird in Harn oder in einer Salzlösung gekocht, bis kein Geruch nach Schwefel mehr bemerkbar ist, was in 3 bis 4 Stunden erreicht wird.
Es lohnt aber, auch noch andere Mischungen bekannt zu geben. Nimm zwei Teile in geeigneter Weise vorbereiteten Erzes, einen Teil Eisenfeilspäne und einen Teil Salz und mische. Darauf gib das Gemisch in einen Scherben und stelle diesen in einen Probierofen. Wenn die Masse durch das Feuer flüssig geworden ist, wird auf dem Boden des Scherbens ein Metallkönig zurückbleiben. Oder nimm von Erz und von Bleigelb gleiche Teile, mische eine kleine Menge Eisenfeilspäne hinzu, gib alles in einen Tiegel und streue noch Eisenfeilspäne über die Mischung. Oder nimm fein aufgeriebenes Erz und verteile es in einem Tiegel, streue darauf Salz, das drei- oder viermal mit Harn befeuchtet und wieder getrocknet wurde; darauf noch mehrmals abwechselnd aufgeriebenes Erz und Salz und stelle dann den mit einem Deckel versehenen und mit Ton verschmierten Tiegel in glühende Kohlen. Oder nimm einen Teil Erz, einen Teil gekörntes Blei, einen Teil venezianisches Glas und ebensoviel Glasgalle. Oder nimm einen Teil Erz, einen Teil gekörntes Blei, einen halben Teil Salz, einen viertel Teil trockenen Weinstein und ebensoviel vom Rückstand von der Bereitung des Scheidewassers. Oder nimm gleiche Teile des vorbereiteten Erzes und eines Pulvers, in dem gleiche Teile sehr fein gekörnten Bleies, geschmolzenes Salz, Antimon und Eisenschlacken enthalten sind. Oder nimm gleiche Teile Golderz, Vitriol, Weinstein und Salz. So viel über die Zuschläge.
In den in der früher beschriebenen Weise gebauten Probierofen stelle nun zunächst eine Muffel und umgib sie mit glühenden Holzkohlen, und zwar mit ausgesuchten Stücken. Denn aus weniger guten Stücken entsteht zu viel Asche, die sich um die Muffel anhäuft und die Wirkung des Feuers beeinträchtigt. Sodann stelle die Scherben mit einer Zange unter die Muffel und lege in deren vorderen Teil eine glühende Kohle, damit sie schneller heiß werden. Nachdem Blei in den Scherben gegeben worden ist, nimm sie mit der Zange wieder heraus. Wenn die Scherben durch das Feuer ins Glühen gekommen sind, entferne zunächst durch Blasen mittels eines eisernen Röhrchens von 2 Fuß Länge und 1 Finger Durchmesser Asche oder Kohleteilchen, die in den Scherben hineingefallen sind. Das gleiche muß auch geschehen bei den Kapellen, wenn in sie Asche oder Kohleteilchen hineingefallen sind. Darauf gib mit der Zange eine Bleischwere zu.
[29] Bleischweren sind kleine Kugeln oder Halbkugeln von Probierblei, die man sich in verschiedenen Größen in der weiter unten beschriebenen Weise herstellt.
Sobald das Blei beginnt, sich in Rauch zu verwandeln, gib das mit Zuschlägen beschickte Erz, in ein Papiertütchen
[30] Derartige aus Papier oder für manche Zwecke aus dünnem Blech von Probierblei hergestellten Tütchen nennt man "Skarnitzel".
eingepackt, hinzu. Die Probierer ziehen es meist vor, das Erz in solche Papiertütchen einzufüllen und so in den Scherben hineinzubringen, statt es mit einem kupfernen Löffel hineinzuschütten. Wenn nämlich die Scherben klein sind, würde man bei Benutzung eines kupfernen Löffels nicht selten einen Teil des Erzes danebenschütten. Sobald das Papier verbrannt ist, rühre mit einem kleinen, mit der Zange gefaßten Kohlenstück das Erz durch, damit es vom Blei aufgesaugt wird und das im Erz enthaltene Metall sich mit dem Blei vermischt. Wenn diese Mischung vollendet ist, wird die Schlacke teilweise das Blei umgeben, an den Wänden des Scherbens anhaften und eine Art schwarzen Ring bilden. Ein Teil der Schlacke schwimmt auf dem Blei, welches das Gold und das Silber aufgenommen hat, und muß alsbald von ihm getrennt werden.
Das Probierblei muß durchaus frei sein von jeder Spur Silber, was der Fall ist beim Bleiberger
[31] Die in Bleiberg in Kärnten verschmolzenen bleireicben Bleiglanze enthalten fast gar kein Silber, so daß auch das aus ihnen gewonnene Blei so gut wie silberfrei ist.
Blei. Wenn man solches Blei nicht zur Verfügung hat, ist vorher das Blei selbst zu probieren, um zu erfahren, welchen Silbergehalt es hat, damit man ihn vom Silbergehalt des Erzes abrechnen und diesen richtig bestimmen kann. Denn wenn man, ohne dies zu tun, solches silberhaltige Blei verwendet hat, wird das Ergebnis irreführend und falsch sein.
Die Bleischweren stellt man sich in folgender Weise her: Man hat eine eiserne Zange von ungefähr 1 Fuß Länge. Ihre Backen bestehen aus einem geteilten Eisenkörper, der zusammengelegt die Form eines Eies aufweist. Sie enthalten zwei Aushöhlungen, wenn die Backen geöffnet sind.
Abb. 708: Zange zum Gießen der Bleischweren.
Die Backen der Zange A. Der eiförmige Teil B. Der Einguß C.
Wenn sie zusammengedrückt sind, führt ein Einguß nach außen. Er besitzt zwei Öffnungen, von denen je eine nach jeder Höhlung führt. Das eingegossene Blei fließt durch diese Öffnungen in die beiden Höhlungen, so daß durch einmaliges Eingießen zwei Bleischweren entstehen.
Hier darf ich das abweichende Verfahren nicht übergehen, das von manchen Probierern angewendet wird, indem sie nämlich das beschickte Erz in den Scherben geben und schmelzen und dann erst das Blei hinzufügen. Dieses Verfahren scheint mir nicht gut zu sein, denn das Erz pflegt hierbei zusammenzubacken, infolgedessen es sich später beim Rühren nicht gut oder doch nur sehr langsam mit dem Blei vermischt.
Wenn durch die Scherben der gedachten Art nicht der ganze, von der Muffel überdeckte Ofenraum, ausgefüllt wird (bisweilen pflegt er ausgefüllt zu sein, wenn man nämlich viele Erze gleichzeitig oder von einem Erz viele Teile probiert), so stellt man an die freien Stellen Kapellen, damit sie inzwischen ausgeglüht werden.
[32] Dieses Ausglühen der Kapellen, wodurch die Feuchtigkeit und die Kohlensäure des zur Herstellung verwendeten Materials ausgetrieben werden sollen, bezeichnet man mit einem alten Ausdruck als "Abärmen".
Dies dauert meist eine Stunde, bei kleineren auch etwas weniger, bei größeren etwas mehr. Wenn man nämlich die Kapellen nicht ausglüht, ehe man das mit Blei gemischte Erz aufgibt, pflegen sie häufig zu reißen, während das Blei dann immer spritzt und manchmal durch die entstandenen Risse herausläuft. Wenn aber die Kapelle reißt und das Blei herausläuft, muß man eine neue Probe vom Erz machen. Sollte das Blei spritzen, so bedeckt man die Kapelle mit einem breiten, dünnen Stück glühender Holzkohle. Wenn die Bleispritzer an sie antreffen, fallen sie wieder zurück und werden so schließlich wieder aus dem Metallgemisch verflüchtigt. Wenn das Blei aber aus diesem Gemisch nicht vollständig entfernt wird, sondern dasselbe mit einer darauf verbleibenden festen Haut überzieht, so ist das ein Zeichen, daß die Hitze nicht hoch genug gewesen ist.
[33] Der Probierer bezeichnet die Erscheinung, daß sich auf dem geschmolzenen Metallgemisch infolge zu geringer Hitze eine erstarrte, aus Bleioxyd bestehende Haut bildet, wodurch das Abtreiben zum Stehen kommt, als "Einfrieren der Probe".
Man taucht dann einen Span von Kienholz oder ähnlichem Holz in die Mischung, indem man ihn in der Hand behält, um ihn, sobald die Hitze genügend gestiegen ist, wieder herausziehen zu können, und sorge dafür, daß immer eine gleichbleibende und genügend hohe Hitze herrscht. Wenn sich die Flamme nicht gleichmäßig rund um die Probe herum erstreckt, wie es sein muß, damit alles in Ordnung ist, sondern eine lange Zunge bildet, so ist das ein Zeichen, daß die Hitze in der Kapelle dort, wo sich die Zunge gebildet hat, nicht hoch genug ist.
Abb. 709: Kleines eisernes Häkchen.
Alsdann dreht man den Scherben mit einem eisernen Häkchen von 1 ½ Fuß Länge, dessen Handhabe ebenfalls aus Eisen besteht, herum, damit auch dieser Teil gleichmäßig hoch erhitzt wird.
Wenn ferner das Metallgemisch nicht genügend Blei enthalten sollte, so gibt man mittels einer eisernen Zange oder eines mit langer Handhabe versehenen kupfernen Löffels noch so viel Blei hinzu, als nötig ist. Damit die geschmolzene Mischung hierbei nicht zu kalt wird, wärmt man das Blei vorher an. Doch ist es besser, gleich von vornherein so viel Blei zuzugeben, als zum Schmelzen des Erzes erforderlich ist, als es erst später nachzusetzen, wenn das Abtreiben schon zur Hälfte beendet ist, damit die ganze Menge sich verflüchtigt und nicht ein Teil davon zurückbleibt.
Wenn dann weiterhin das Feuer das Blei beinahe aufgezehrt hat, zeigt das Gold- oder Silberkorn auf seiner Oberfläche verschiedene bunte Farben,
[34] Die Erscheinung, daß auf dem Gold- oder Silberkorn kurz vor Beendigung des Treibens infolge der Bildung ganz dünner Häutchen von Bleioxyd prachtvolle bunte Farben auftreten, nennt der Probierer das "Blumen" des Korns. Das Verschwinden dieser Farben und ein kurzes helles Aufleuchten und darauf erfolgendes Erstarren des Korns zeigt das Ende des Treibens an und heißt "Blicken" oder "Silberblick".
und wenn alles Blei verschwunden ist, bleibt das Gold- oder Silberkorn allein in der Kapelle zurück. Man muß die Kapelle dann sofort herausnehmen und das Korn aus ihr noch heiß herausheben,
[35] Das Herausnehmen erfolgt mit einer sogenanmen Kornzange und heißt "Ausstechen".
damit keine Asche an ihm hängenbleibt. Dies geschieht aber meistens, wenn man das Korn erst herausnimmt, wenn es schon erkaltet ist. Wenn trotzdem Asche an ihm hängen geblieben ist, darf man sie nicht mit einem Messer abschaben, da hierbei leicht Verluste entstehen und das Ergebnis falsch wird. Sondern man quetscht das Korn mit einer Zange, damit die Asche infolge des Druckes abspringt. Zu empfehlen ist, von ein und demselben Erz gleichzeitig zwei oder drei Proben anzufertigen, damit man, wenn die eine mißlingt, aus der zweiten oder dritten ein sicheres Ergebnis erhält.
Damit der Probierer bei Ausführung der Probe durch die starke Hitze keinen Schaden an seinen Augen erleide, da er oft in den Ofen hineinsehen und alles gut beobachten muß, ist es nützlich für ihn, immer ein dünnes hölzernes Brettehen in Bereitschaft zu haben, welches 2 Hand breit und mit einem Handgriff versehen ist, und welches in der Mitte seiner Breite ausgeschnitten ist, so daß man durch diesen Schlitz hindurchsehen kann.
Abb. 710: Hölzernes Schutzbrett. Der Handgriff des Brettchens A. Sein Schlitz B.
Das Blei, von dem das Silber des Erzes aufgenommen worden war, wird in der Kapelle in etwa 3/4 Stunde durch das Feuer verzehrt. Nach Beendigung der Probe wird die Muffel aus dem Probierofen herausgenommen und mit einer eisernen Schaufel die Asche entfernt, und zwar in gleicher Weise bei einem gemauerten Probierofen wie bei einem eisernen oder tönernen, damit man den Ofen nicht von seinem Standort wegzunehmen braucht.
Auch in dreieckigen Tiegeln, die man mit Erz beschickt hat, wird ein König erschmolzen, aus dem später das Edelmetall abgeschieden wird. Man legt zunächst in den eisernen Ring des Probierofens glühende Kohlen und stellt in sie den dreieckigen Tiegel, der das Erz und die Zuschläge enthält, die geeignet sind, das Erz zu schmelzen und von Schlacken zu befreien. Dann wird das Feuer durch den doppeltwirkenden Blasebalg angefacht und das Erz so lange geschmolzen, bis am Boden des Tiegels ein König zurückbleibt.
Wir haben also zwei Arten der Ausführung der Probe
[36] Auch heute noch wendet man, abhängig von der Zusammensetzung des Erzes, diese zwei Arten von Probiermethoden an, nämlich die Scherben- oder Ansiedeprobe, wobei das Erz mit Probierblei und einem Flußmittel (Borax) im Scherben auf einen edelmetallhaltigen Bleikönig verschmolzen (angesotten) wird, und die Tiegel- oder Tutenprobe, bei der das Verschmelzen des Erzes mit Probierblei oder Bleiglätte oder Bleiweiß und einem Fluß- und Reduktionsmittel in einem Tiegel gewöhnlicher Form oder einem mit einem Fuße versehenen Tiegel, einer sogenannren Tute, erfolgt.
beschrieben: die eine, bei der das Erz im Scherben mit Blei gemischt und das Silber dann in der Kapelle wieder vom Blei getrennt wird; die andere, bei der das Erz zuerst im dreieckigen Tiegel geschmolzen, dann in einem Scherben mit Blei vermischt und endlich in der Kapelle das Blei wieder abgetrennt wird.
Nun wollen wir untersuchen, welches von beiden Verfahren für die verschiedenen Erze geeignet ist, oder ob keines geeignet ist, sondern ein anderes, so daß man dieses andere Verfahren zum Probieren anwenden muß.
Wir beginnen mit Golderzen, die man auf beide Weisen probieren kann. Wenn das Erz reich und nicht streng flüssig ist, sondern leicht schmelzbar zu sein scheint, mengen wir einen Probierzentner (worunter wir die kleineren Gewichte verstehen
[37] Über die Einteilung dieser Gewichte siehe weiter vorne im Buche.
mit 1 ½ bis 1 Unze Blei (hierbei meinen wir die größeren Gewichte), geben das Gemisch in einen Scherben und schmelzen, bis alles gut durcheinandergemischt ist. Wenn aber manchmal ein Erz der Schmelzung widersteht, so geben wir nach und nach etwas gewöhnliches oder künstliches Salz zu. Dies wird die Schmelzung erzwingen und bewirken, daß sich auf dem Metallkönig nicht viel Schlacke ansammelt. Man rührt aber öfter mit einem eisernen Stäbchen um, damit das Blei das Gold von allen Seiten her umschließt und aufnimmt und die Unreinheiten austreibt. Wenn das geschehen ist, wird der König herausgenommen und von Schlacke befreit. Dann gibt man ihn in eine Kapelle und erhitzt, bis das ganze Blei entfernt ist und das Goldkorn am Boden zurückbleibt.
Wenn aber das Golderz sehr streng flüssig zu sein scheint, so muß man es rösten, mit Kinderharn, in dem Salz gelöst ist, ablöschen und dies nochmals wiederholen. Je öfter man röstet und ablöscht, desto besser kann es sein zerkleinert werden und desto leichter schmilzt es im Feuer und gibt alle in ihm enthaltenen Unreinheiten ab. Von diesem gerösteten, gepulverten und gewaschenen Erz vermischt man einen Teil mit drei Teilen irgendeines zusammengesetzten Zuschlags, der das Schmelzen fördert, und sechs Teilen Blei, und gibt die Mischung in einen dreieckigen Tiegel, den man in den eisernen Ring setzt, in welchen der doppeltwirkende Blasebalg bläst. Zuerst erhitzt man mit langsamem Feuer, später allmählich mit stärkerem, bis alles schmilzt und wie Wasser fließt. Sollte das Erz noch nicht schmelzen, so gibt man noch etwas mehr von jenen Zuschlägen zu, denen man gleiche Teile gelber Bleiglätte beigemischt hat, und rührt mit einem erhitzten eisernen Stab durch, bis schließlich alles flüssig geworden ist. Dann nimmt man den Tiegel aus dem Ring heraus und schlägt den König, sobald er erkaltet ist, ab. Nachdem er gereinigt ist, wird er zuerst auf einem Scherben geschmolzen und dann auf einer Kapelle abgetrieben. Das Goldkorn endlich, welches auf dem Boden der Kapelle zurückbleibt, wird nach dem Herausnehmen und Erkalten auf einen Probierstein gestrichen, damit man erkennt, wieviel Silber in ihm enthalten ist.
Nach einem anderen Verfahren gibt man vom Golderz einen Probierzentner in einen Tiegel und fügt 1 Drachme des größeren Gewichtes an Glasgalle hinzu. Wenn es der Schmelzung widersteht, gibt man noch ½ Drachme trockenen, geglühten Weinstein zu. Wenn es dann trotzdem noch nicht schmilzt, so fügt man noch etwas Weinstein aus Essig und geglühten Rückstand von der Bereitung des Scheidewassers hinzu. Dann wird ein König auf dem Boden des Tiegels verbleiben. Diesen schmilzt man weiterhin im Scherben und treibt ihn zuletzt auf der Kapelle ab.
Ob ein Kies Gold enthält oder nicht, können wir, bevor wir ihn im Probierofen schmelzen, auf folgende Weise ermitteln. Wenn er nach dreimaligem Glühen und dreimaligem Ablöschen mit starkem Essig nicht zerspringt und auch seine Farbe nicht ändert, so ist Gold vorhanden. Dem zum Ablöschen dienenden Essig soll entweder menschlicher Harn beigemischt sein oder Salz, das man in ihn hineinwirft und unter Rühren während dreier Tage auflöst. Auch ein solcher Kies ist nicht frei von Gold, der, in geglühtem Zustande auf einem Probierstein gerieben, auf diesem einen Strich von der gleichen Farbe gibt wie der ungeröstete Kies. Ebenso fehlt Gold nicht einem Kies, von dem ein abgelöster Splitter im Feuer erhitzt leicht schmilzt, wenig riecht und in unverändert glänzendem Zustande zurückbleibt. Um ihn in dieser Weise zu erhitzen, bringt man ihn in die Aushöhlung einer Holzkohle und deckt diese mit einem zweiten Stück Kohle zu.
Wir können aber auch ein Golderz, oder besser Goldsande und Gekrätze sowie das durch Verwaschen angereicherte Pulver in anderer Weise ohne Feuer probieren. Eine kleine Menge davon wird mit Wasser angefeuchtet und dann erhitzt, bis ein Geruch aufzutreten beginnt; sodann wird ein Teil des Probegutes mit zwei Teilen Quecksilber in eine nach Art eines Scherbens geformte hölzerne Schüssel gegeben, gut durchgemischt und, mit ein wenig Harn überdeckt, 2 Stunden lang mit einem hölzernen Pistill zusammengerieben, bis die Mischung dick wie eine Zuckerlösung geworden ist und das Quecksilber nicht mehr von dem Probegut und das Gekrätz nicht mehr von dem Quecksilber unterschieden werden kann. Dann wird kaltes oder mäßig warmes Wasser in die Schüssel gegossen und solange gewaschen, bis das Waschwasser klar ist. Wenn man nun wieder kaltes Wasser in die Schüssel gibt, trennt sich das Quecksilber, das alles Gold aufgenommen hat, von dem Probegut und fließt zusammen. Von dem Golde aber wird es auf folgende Weise getrennt: Ein Topf wird mit einem aus Leinfäden gewebten Tuch oder mit einem weichen Leder bedeckt, in dessen Mitte man mit der Hand eine Vertiefung eindrückt, in die das Amalgam hineingegossen wird. Sodann wird das Leder zu einem Beutelchen zusammengefaltet und dieses mit einem Faden umwunden. Das auf diese Weise herausgepreßte Quecksilber wird in dem Topfe aufgefangen. Das im Beutelchen zurückbleibende Amalgam aber wird in einen Scherben gebracht und durch aufgelegte glühende Kohlen gereinigt.
Andere Probierer waschen die Verunreinigungen nicht mit kaltem Wasser weg, sondern mit einer sauren Flüssigkeit und Essig. Sie gießen diese Flüssigkeiten in einen Topf, bringen dann das mit Quecksilber vermischte Probegut hinein und stellen den Topf alsbald an einen warmen Ort. Nach 24 Stunden gießen sie die Flüssigkeit samt den Verunreinigungen ab und trennen das Quecksilber vom Gold in der oben beschriebenen Weise. Sodann gießen sie in einen in die Erde gegrabenen Krug menschlichen Harn, stellen in den Krug einen mit durchlöchertem Boden versehenen Topf, in den sie das Amalgam bringen und verschließen ihn durch einen mit dem Krug verbundenen Deckel. Dann erhitzen sie den Topf auf Rotglut. Nach dem Erkalten treiben sie das zurück gebliebene Gold, wenn solches darin ist, mit Blei auf einer Kapelle ab, damit auch Kupfer von ihm getrennt wird. Endlich trennen sie das Silber mit der für diese Trennung geeigneten Säure vom Gold.
Manche gießen, um das Gold vom Quecksilber zu trennen, das Amalgam nicht in ein Leder, sondern bringen es in einen tönernen ausgebauchten Destillierkolben, den sie im Probierofen langsam durch glühende Kohlen erhitzen. Die Öffnung des Kolbens wird mit einem eisernen Blech als Deckel verschlossen, worunter die Feuchtigkeit herausschwitzt. Sobald keine Dämpfe mehr auftreten, verschmiert man den Deckel und erhitzt eine kurze Zeit hoch; sodann wird der Deckel vom Topfe entfernt und das Quecksilber, das sich an ihm verdichtet hat, mit einer Hasenpfote
[38] Der Gebrauch einer Hasenpfote zum Abwischen von Staub usw. hat sich in vielen Probierlaboratorien bis auf den heutigen Tag erhalten.
abgewischt und für neue Proben aufgehoben. Bei dieser Art des Arbeitens geht aber mehr Quecksilber verloren als bei dem anderen Verfahren.
Von einem Silbererz, wenn es sehr reich ist, ganz gleich, ob es gediegen Silber von der dem Silber eigenen oder häufiger von bleigrauer, seltener aschgrauer Farbe ist, oder Schwefelsilber, Rotgiltig, Braunerz oder Gelberz,
[39] Die Bedeutung der von Agricola gebrauchten lateinischen Worte ist ziemlich sichergestellt. Argentum sui coloris vel plumbei vel cinereum ist blankes oder mehr oder weniger angelaufenes oder vielleicht auch mit Glaserz überzogenes gediegenes Silber, argentum nigrum Schwefelsilber oder Glaserz, argentum rubrum Rotgiltigerz; argentum purpureum und luteum sind wahrscheinlich braunrote oder gelbe, vielfach sehr silberreiche erdige Verwitterungsprodukte, die z.B. auch der heutige Bergmann noch "Gilben" nennt. Vgl. 5. Buch Anm. 15.
wird, nachdem es gereinigt und erhitzt worden ist, ein Probierzentner des kleineren Gewichts in 1 Unze Blei, das in einer Kapelle eingeschmolzen worden ist, eingetränkt und erhitzt, bis die Mischung Bleidämpfe ausstößt. Ein armes oder mittelreiches Erz muß zuerst getrocknet und fein aufgerieben werden. Sodann fügt man zu einem Probierzentner Erz 1 Unze Blei hinzu und erhitzt in einem Scherben, bis alles flüssig geworden ist. Sollte es nicht alsbald durch die Hitze des Feuers schmelzen, so streut man etwas Pulver der zuerst beschriebenen Art der Zuschläge auf, und wenn es auch dann noch nicht schmilzt, noch mehrere Male kleine Mengen davon, bis es schmilzt und die Schlacke sich abscheidet. Damit dies schneller geschieht, wird das aufgestreute Pulver mit einem eisernen Stab eingerührt. Nach dem Herausnehmen des Tiegels aus dem Probierofen wird die Schmelze in die Höhlung eines gebrannten Ziegels ausgegossen. Wenn sie erkaltet und der König von der Schlacke befreit worden ist, wird dieser in eine Kapelle gebracht und so lange abgetrieben, bis alles Blei verschwunden ist. Das Gewicht des in der Kapelle zurückgebliebenen Silberkornes ergibt, wie groß der Silbergehalt des Erzes ist.
Kupfererze probieren wir ohne Blei; denn wenn wir sie mit Blei verschmelzen, pflegt das Kupfer fortzugehen und verloren zu sein. Deshalb wird eine bestimmte Gewichtsmenge derartigen Erzes zunächst geröstet und in scharfem Feuer ungefähr 6 bis 8 Stunden lang erhitzt. Nach dem Erkalten wird es zerkleinert und verwaschen. Das Angereicherte wird abermals geglüht, zerkleinert, verwaschen, getrocknet und gewogen. Die Menge, die durch das Glühen und Verwaschen abgegangen ist, wird berechnet. Die Menge Angereichertes entspricht der Steinmenge, die man aus dem Kupfererz erhält. Von dem Gut werden drei Probierzentner mit je ebenso viel Probierzentnern Kupferasche,
[40] Hier liegt unbedingt ein Druckfehler vor. Denn um ein Kupfererz auf Kupfer zu probieren, darf man ihm natürlich nicht Kupferasche (squama aeris), also Kupferoxyd, beimengen. Gemeint ist vielleicht squama ferri, Eisenhammerschlag.
Salpeter und venezianischem Glas gemengt, in einen dreieckigen Tiegel gebracht, dieser in den eisernen Ring gestellt, der sich auf dem Herd des Kamins vor dem doppelt wirkenden Blasebalg befindet, und mit einer Kohle bedeckt, damit nichts in das zu probierende Erz hineinfällt und damit das Schmelzen beschleunigt wird. Zunächst gibt man nur wenig Wind, damit sich das Erz langsam erwärmt, später stärkeren, zuletzt sehr starken, bis alles geschmolzen ist und die Zuschläge durch das Feuer aufgezehrt sind und das Erz alles, was es an Verunreinigungen enthielt, abgesondert hat. Der herausgenommene Tiegel wird abgekühlt, und man findet, nachdem er zerschlagen worden ist, das Kupfer, welches man zu wiegen hat, um zu erfahren, welche Menge des Erzes vom Feuer verzehrt worden ist.
Manche rösten das Erz und zerkleinern und waschen es bloß einmal. Von dem so angereicherten Gut nehmen sie 3 Zentner und je 1 Zentner gewöhnliches Salz, geglühten Weinstein und Glasgalle und schmelzen in einem dreieckigen Tiegel, in dem sich nach dem Erkalten ein reiner Kupferkönig findet, wenn das Erz reich an diesem Metall war. Wenn es ärmer war, fällt ein geschmolzener Stein, der das Kupfer enthält. Dieser Stein wird wiederum geröstet, zerkleinert und in einem zweiten Tontiegel nochmals geschmolzen, wobei man leichtschmelzende Erden und Salpeter
[41] Agricola nennt hier als Zuschlag halinitrum, was oben mit Salpeter übersetzt worden ist; dieses Wort kann an dieser Stel1e aber kaum Salpeter bedeuten, da dieses auch Kupfer oxydieren würde. Mindestens müßte noch ein reduzierender Zuschlag beigefügt werden.
zugibt. Alsdann findet sich am Boden des Tiegels ein König von reinem Kupfer. Wenn man wissen will, wieviel Silber in dem Kupferkönig enthalten ist, so treibt man ihn auf einer Kapelle unter Zusatz von Blei ab. Über diese Probe werde ich später sprechen.
Diejenigen aber, die sehr schnell ermitteln wollen, wie groß der Silbergehalt des Erzes ist, rösten, zerkleinern und verwaschen es, mischen einem Zentner des angereicherten Gutes etwas Bleiglätte zu und geben die Mischung in einen Scherben, den sie ½ Stunde lang unter die Muffel des glühenden Probierofens setzen. Sobald infolge der verflüssigenden Kraft der Bleiglätte sich eine Schlacke abgeschieden hat, nehmen sie den Scherben heraus, kühlen ab, reinigen von Schlacke und reiben die Schmelze nochmals fein auf. Mit 1 Zentner davon mischen sie 1 ½ Unze gekörntes Blei, füllen in einen zweiten Scherben, den sie unter die Muffel des glühenden Probierofens stellen und geben zu der Mischung eine kleine Menge eines zusammengesetzten Zuschlags, der die Schmelzung des Erzes bewirkt; die Schmelze wird dann herausgenommen, abgekühlt und von der Schlacke befreit. Sodann wird der Bleikönig auf einem Scherben abgetrieben, bis alles Blei verschwunden und reines Silber übriggeblieben ist.
Bleierze kann man gut auf folgende Weise probieren: Von reinem Bleiglanz wird ½ Unze zerkleinert und von Chrysokolla, die Borax genannt wird, ebensoviel in zerkleinertem Zustande beigemischt, alles auf einen Scherben gegeben und eine glühende Kohle mitten darauf gelegt. Sobald der Borax sich aufbläht und der Bleiglanz geschmolzen ist, was rasch geschieht, wird die Kohle vom Scherben weggenommen; auf seinem Boden wird sich ein Bleikönig ansammeln, der auszuwiegen ist. Die Menge, die vom Feuer verzehrt ist, wird in Rechnung gestellt. Wenn man aber wissen will, wie groß der Silbergehalt des Bleies ist, wird der König auf einer Kapelle abgetrieben, bis alles Blei verschwunden ist.
Bleierze beliebiger Art werden geröstet und verwaschen, und von dem Angereicherten 1 Zentner und 3 Zentner eines zusammengesetzten Zuschlags, der das Schmelzen befördert, zusammengemischt und in einen Scherben gegeben, der behufs Schmelzung in den eisernen Ring gesetzt wird. Nach dem Erkalten wird die Schlacke entfernt und der zurückbleibende König, wie beschrieben, weiter behandelt. Oder man nimmt 2 Unzen vorbereitetes Erz, S Drachmen Kupferoxyd, 1 Unze Soda oder zu Pulver verriebene Glasgalle, ½ Unze Salz und mischt alles. Man bringt die Mischung in einen dreieckigen Tiegel und erhitzt mit langsamem Feuer, damit er nicht zerspringt. Sobald die Mischung flüssig geworden ist, facht man das Feuer mit dem Blasebalg stärker an, nimmt darauf den Tiegel aus den glühenden Kohlen heraus und läßt ihn an der Luft abkühlen. Man gieße kein Wasser darauf, damit nicht der Bleikönig infolge der zu raschen Abkühlung in Bewegung gerät und sich wieder mit der Schlacke vermengt, wodurch das Ergebnis der Probe falsch werden würde. Nach dem Zerschlagen des Tiegels wird man auf seinem Boden den Bleikönig vorfinden.
Oder man nimmt 2 Unzen Erz, ½ Unze Bleiglätte, 2 Unzen venezianisches Glas und ½ Unze Salpeter. Wenn das Erz sehr schwer schmilzt, gibt man noch Eisenfeilspäne zu, welche, da sie stark erhitzend wirken, die Verunreinigungen leicht von Blei und sonstigen Metallen abtrennen. Endlich kann man auch das in geeigneter Weise vorbereitete Erz in einen Tiegel bringen und nur von leichter schmelzenden Bestandteilen gereinigten Sand oder Eisenfeilspäne zugeben und die Probe so durchführen.
Zinnerze kann man auf folgende Weise probieren: Zuerst röstet, dann zerkleinert und verwäscht man sie. Das Angereicherte röstet man wieder und zerkleinert und verwäscht es. 1 Zentner von ihm mischt man mit Chrysokolla, die man Borax nennt, und formt aus der angefeuchteten Masse ein Kügelchen. Sodann durchbohrt man ein großes rundes Stück Holzkohle. Die Öffnung sei 1 Hand hoch, oben 3 Finger im Durchmesser, unten etwas enger. Wenn die Kohle an Ort und Stelle gebracht ist, soll sich letzteres Ende unten, ersteres oben befinden. Sie wird in einen Tontiegel gesetzt, der von allen Seiten mit glühenden Kohlen umgeben wird. Wenn die durchbohrte Kohle zu brennen beginnt, wird das Kügelchen durch die obere Öffnung hineingebracht und diese mit einer breiten glühenden Kohle bedeckt. Um die Kohle werden ringsum noch mehr Kohlen angehäuft und durch den Blasebalg ein starkes Feuer angefacht, bis alles Zinn durch die untere Öffnung in den Tiegel geflossen ist.
Oder man nimmt eine große Kohle, höhlt sie aus und verschließt die Höhlung, damit kein glühendes Erz herausgeschleudert wird. Dann bohrt man ein kleines Loch in die Mitte der Kohle und füllt die große Höhlung mit zerkleinerter Holzkohle, auf welche das Erz eingeworfen wird. In das kleine Loch bringt man ein Stück glühende Kohle und steckt die Düse eines Handblasebalges hinein, um das Feuer anzufachen. Die große Kohle stellt man in einen niedrigen Tiegel und dichtet unten ab. In dem Tiegel wird man dann nach beendetem Schmelzen den Zinnkönig finden.
Wismuterz probieren wir auf folgende Art: Wir werfen die Erzstücke in einen Tontiegel, den wir unter die Muffel des glühenden Probierofens stellen. Sobald die Hitze gestiegen ist, tropft das Wismut heraus und fließt zu einem König zusammen.
Quecksilbererze probieren wir am besten in folgender Weise: Mit einem Teil des zerkleinerten Erzes werden drei Teile Kohlepulver und eine Handvoll Salz vermischt und die Mischung in einen Tiegel, Topf oder Krug gegeben. Dieser wird mit einem Deckel bedeckt und der Deckel verschmiert; das Gefäß wird sodann in glühende Kohlen gesetzt und, nachdem es ins Glühen gekommen war, wieder herausgenommen. Denn wenn man zu lange erhitzt, würde aus der Erzmischung zugleich mit dem Rauch auch das Quecksilber entweichen. Man findet es zuletzt am Boden des erkalteten Tiegels oder des sonstigen verwendeten Gefäßes.
Nach einem anderen Verfahren gibt man das aufgeriebene Erz in einen tönernen bauchigen Destillierkolben, den man in den Probierofen legt und durch einen Deckel mit einer langen Nase verschließt. Unter die Nase stellt man eine Vorlage, welche das hineintropfende Quecksilber auffängt. Man muß aber in die Vorlage kaltes Wasser gießen, damit das durch das Feuer hocherhitzte Quecksilber schnell abgekühlt wird und zusammenfließt. Denn das Quecksilber wird durch die Gewalt des Feuers verflüchtigt und entweicht als Dampf durch die Nase des Deckels nach der Vorlage. Wir können Quecksilbererze auch fast in der gleichen Weise probieren, wie wir sie im Großen verarbeiten. Das werde ich am entsprechenden Orte beschreiben.
Eisenerz endlich probieren wir in einem Schmiedefeuer. Es wird gebrannt, zerkleinert, verwaschen und getrocknet. In das Angereicherte wird ein Magnet gesteckt, der die Eisenteilchen an sich zieht, die mit einer Feder in einen Tiegel abgestrichen werden. Der Magnet wird so lange in das Gut hineingesteckt und die Späne von ihm abgestrichen, solange noch etwas vorhanden ist, was er anzieht. Das Herausgezogene wird in dem Tiegel mit Salpeter
[42] Auch an dieser Stelle kann halinitrum nicht Salpeter bedeuten.
erhitzt, bis es flüssig wird und sich ein Eisenkönig bildet. Wenn der Magnet schnell und leicht Eisenteilchen an sich gezogen hat, schließen wir, daß das Erz reich sei, wenn es langsam geschah, halten wir es für arm. Wenn er die Teilchen geradezu abzustoßen scheint, so enthält das Erz wenig oder kein Eisen.
Doch damit genug vom Probieren von Erzen. Im Folgenden werde ich von dem Probieren der Metalle reden. Dies ist wichtig sowohl für die Münzleute und für Kaufleute, die Metalle kaufen und verkaufen, wie für den Berg- und Hüttenmann, am meisten aber für den Besitzer und Leiter der Gruben und für den Besitzer und Leiter von Hütten, in denen Metalle erschmolzen oder Metalle voneinander geschieden werden.
Zuerst will ich beschreiben, wie man am besten ermittelt, wieviel Edelmetall in einem unedlen enthalten ist. Als Edelmetalle werden Gold und Silber bezeichnet, die übrigen Metalle aber als unedel. Häufig werden die unedlen Metalle verbrannt, um die edlen in reinem Zustande zu erhalten. Durch eine solche Verbrennung ermittelten die Alten auch, wieviel Silber im Gold enthalten sei, indem sie alles Silber aufzehrten, was mit einem nicht geringen Verlust verbunden war.
[43] Unter dem Verbrennen der Metalle ist, soweit unedle Metalle in Frage kommen, ihre Überführung in Oxyde zu verstehen. Das Silber aber kann dadurch aus dem Golde entfernt werden, daß man es in Schwefelsilber oder Chlorsilber verwandelt nach Verfahren, die Agricola im 10. Buch beschreibt.
Der berühmte Mathematiker Archimedes erfand, um dem König Hieron einen Gefallen zu erweisen, auch noch ein anderes Verfahren zur Bestimmung des Silbers, das aber nicht gerade schnell ausführbar und für größere Gegenstände genauer ist als für kleine Mengen; ich werde es in meinen Denkwürdigkeiten beschreiben.
[44] Agricola sagt, daß er das Verfahren in "commentariis" beschreiben werde. Ob er damit ein von ihm verfaßtes oder zu verfassendes Werk meint, ist nicht klar. Jedenfalls gibt es unter diesem Namen kein Werk Agricolas. Das Verfahren des Archimedes bestand darin, daß er die zu untersuchende, aus Gold und Silber bestehende Krone des Hieron im Wasser getaucht wog und so ihr spezifisches Gewicht ermittelte. Aus diesem, dem absoluten Gewicht der Krone und den bekannten spezifischen Gewichten des Goldes und des Silbers berechnete er dann die prozentuale Zusammensetzung der Legierung.
Dagegen haben uns die Alchimisten ein Verfahren der Scheidung des Silbers vom Golde gelehrt, bei dem nichts verlorengeht.
Von silberhaltigem Gold oder goldhaltigem Silber wird zunächst auf dem Probierstein ein Strich gemacht, daneben ein Strich mit einer Strichnadel von Gold oder Silber, die ihm gleicht. Aus den Strichen erkennt man, wieviel Silber im Gold oder wieviel Gold im Silber enthalten ist. Man gibt dann zu dem im Silber enthaltenen Golde noch so viel Silber hinzu, daß auf einen Teil Gold drei Teile Silber vorhanden sind.
[45] Die Alchimisten - chymistarum fectatores - haben die Scheidung des Silbers vom Gold durch Salpetersäure eingeführt. Damit sich aber aus einer Gold-Silber-Legierung alles Silber schnell und vollständig herauslöst und das Gold in zusammenhängender Form zurückbleibt, müssen, wie oben angegeben, auf einen Teil Gold etwa drei Teile Silber vorhanden sein. Man nennt von dem Verhältnis, 1/4 Gold zu 3/4 Silber dieses Verfahren die "Scheidung durch die Quart". Enthält eine Legierung zuwenig Silber, so muß ihr in oben beschriebener Weise noch so viel Silber hinzulegiert werden, daß das richtige Verhältnis erreicht wird. Dieses Hinzulegieren von Silber heißt "Quartieren".
Sodann wird Probierblei in einer Kapelle eingeschmolzen und etwas Kupfer hinzugegeben, und zwar etwa ½ Unze, oder, wenn das Gold oder Silber kein Kupfer enthält, 3/4 Unze der kleineren Gewichte; denn die Kapelle zieht, wenn kein Blei oder Kupfer, mit dem sie sich sättigen kann, vorhanden ist, kleine Teilchen von Gold und Silber an sich und saugt sie auf. Schließlich gibt man 1/3 Pfund Gold und 1 Pfund Silber in dieselbe Kapelle und treibt ab. Wollte man das Gold und Silber gleich von vornherein in die Kapelle geben, so würden, wie schon gesagt, kleine Teile davon von ihr aufgesaugt, und das Gold würde, wenn man es vom Silber geschieden hat, nicht als rein befunden werden. Das Abtreiben aber wird fortgesetzt, bis alles Blei und Kupfer aufgezehrt ist, und dann der König mit der gleichen Menge Blei nochmals in einer zweiten Kapelle abgetrieben. Jedes Korn wird mit einem Hammer breitgeschlagen und jedes Blättchen zu einem Röllchen zusammengebogen. Man gibt jedes in ein kleines gläsernes Kölbchen, übergießt es mit 1 1/8 Unze des Scheidewassers der dritten Art, welches ich im zehnten Buche beschreiben werde, und erhitzt langsam. Dabei hängen sich kleine Bläschen in Form von Perlen an die Röllchen an. Je mehr sich das Scheidewasser dabei rot färbt, desto besser ist dasselbe. Nachdem die rote Farbe verschwunden ist, bilden sich an den Röllchen weiße Bläschen, die nicht nur der Form, sondern auch der Farbe nach Perlen gleichen. Kurze Zeit darauf wird das Scheidewasser abgegossen und neues zugegeben. Wenn dieses wiederum sechs oder acht weiße Bläschen entwickelt hat, wird es abgegossen; die Röllchen werden herausgenommen und vier- oder fünfmal mit Brunnenwasser abgewaschen oder besser mit siedendem Wasser ausgekocht, denn dann wird ihre Farbe heller glänzend. Darauf werden sie in einen goldenen Tiegel mit Stiel, der in der Hand gehalten wird, gelegt und allmählich über gelindem Feuer getrocknet. Der Tiegel wird dann in glühende Kohlen gestellt, mit Kohle bedeckt und das Feuer mit dem Munde mäßig angeblasen, bis eine blaue Flamme entweicht. Zuletzt werden die Röllchen auf der Wage miteinander verglichen. Wenn sie im Gewicht nicht voneinander abweichen, ist die Arbeit des Probierers erfolgreich gewesen. Zuletzt bringe man beide in die eine Wagschale und wiege sie. Bei jedem muß man aber ein Gränchen weniger rechnen wegen des Silbers, das im Golde zurückbleibt und nicht von ihm getrennt werden kann.
[46] Der Grund liegt wahrscheinlich darin, daß man zu Agricolas Zeiten keine hochzentrierte Salpetersäure kannte. Heute löst man mit Salpetersäure vom sp.G. 1,2, kocht zweimal mit Säure vom sp.G. 1,3 und dreimal mit Wasser aus und entfernt so das Silber bis auf zu venachlässigende Spuren.
Aus dem Gewichte der Röllchen aber erfahren wir das Gewicht des Goldes und des Silbers, welches in der Legierung enthalten war. Wenn aber der Probierer nicht so viel Silber hinzulegiert hat, daß es in dreifacher Menge des Goldes vorhanden ist, sondern nur die doppelte oder anderthalbfache Menge, muß man ein stärkeres Scheidewasser anwenden, wie später als viertes beschrieben. Ob das Scheidewasser geeignet ist und ob es mehr oder weniger stark ist, erkennt man an seiner Wirkung. Mittelstarkes entwickelt Bläschen an den Röllchen, und die Farbe im Kölbchen und am Deckel ist tief rot, schwächeres erzeugt eine hellere Farbe, stärkeres zerreißt die Röllchen.
Zu Silber, welches einen kleinen Goldgehalt hat, braucht man kein Silber mehr hinzuzulegieren, wenn man es in der Kapelle vor der Scheidung abtreibt. Sondern man gibt außer Blei auf 1 Mark der Legierung nur 1/4 bis 2/5 Mark Kupfer zu. Und wenn das Silber schon etwas Kupfer enthielt, wiege man das mit Blei abgetriebene Korn aus und scheidet hernach das Gold vom Silber. Durch die erste Arbeit erfahren wir, wieviel Kupfer, durch die zweite, wieviel Gold vorhanden war.
Unedle Metalle werden für Probierzwecke heute auch geröstet, weil ein kleiner Verlust an solchem Metall keinen großen Schaden verursacht. Wie aus großen Mengen von Legierungen die Edelmetalle abgeschieden werden, will ich im zehnten und elften Buche auseinandersetzen.
Legierungen von Kupfer und Silber werden in folgender Weise probiert: Der Probierer schneidet aus einigen Kupferbarren Teilchen heraus, aus kleinen kleine, aus mittelgroßen mittelgroße und aus großen große, die kleinen von der Größe einer halben Haselnuß, die großen nicht größer als eine Kastanie, die mittelgroßen von einer dazwischen liegenden Größe. Er entnimmt diese Proben aus der Mitte der Unterseite jedes Barrens, gibt sie in einen neuen, reinen dreieckigen Tiegel und fügt einen Zettel bei, auf dem das Gewicht verzeichnet ist, das jeder Kupferbarren hat und wie viele es gewesen sind. Z.B. schreibt er: "Diese Teile sind ausgeschnitten aus Kupfer, welches 20 Zentner wiege." Wenn er nun wissen will, wieviel Teile Silber in 1 Zentner enthalten sind, legt er in den eisernen Ring des Probierofens glühende Kohlen und gibt frische Kohlen zu. Sobald die Hitze hoch genug gestiegen ist, nimmt er den Zettel aus dem Tiegel heraus und legt ihn beiseite, stellt den Tiegel in das Feuer und erhitzt ihn langsam nach und nach während einer Viertelstunde, bis er zu glühen beginnt. Sodann facht er das Feuer mit dem doppeltwirkenden Blasebalg während einer halben Stunde an und erhöht so die Glut. Diese Zeit genügt, um ein bleifreies Kupfer zu erhitzen und zu schmelzen; bei einem bleihaltigen geht es schneller. Wenn der Blasebalg etwa die angegebene Zeit hindurch in Tätigkeit war, entfernt er mit einer Zange die glühenden Kohlen und rührt mit einem dünnen Holzspan, den er mit einer Zange faßt, das Kupfer um. Läßt es sich nicht leicht umrühren, so ist das ein Zeichen, daß es noch nicht vollkommen geschmolzen ist. Stellt sich das heraus, so legt er ein großes Stück Kohle in den Tiegel, bringt die vorher entfernten glühenden Kohlen wieder an ihren Platz und bläst kurze Zeit mit dem Blasebalg weiter. Wenn aber alles Kupfer geschmolzen war, braucht man nicht noch einmal zu blasen. Täte man es, so würde das Feuer einen Teil des Kupfers verzehren, und es würde das, was zurückbleibt, reicher an Silber als die Barren, aus denen die Probe entnommen worden ist, was kein geringer Fehler wäre. Wenn also das Kupfer gut flüssig geworden ist, gießt man es in eine eiserne Gußform, und zwar eine große oder eine kleine, je nachdem man viel oder wenig zum Zwecke des Probierens in dem Tiegel eingeschmolzen hat. Sie besitzt einen ebenfalls eisernen Handgriff, an dem man sie anfaßt, wenn das Kupfer eingegossen ist; dann taucht man sie in zur Hand stehendes Wasser, damit das Kupfer erstarrt. Dieses wird dann am Feuer getrocknet und von ihm mit einem eisernen Hammer eine Spitze abgeschlagen. Die Stelle dicht neben der Spitze schmiedet man auf einem Amboß aus und stellt so ein Blech her, das man in Stückchen zerschneidet.
Abb. 711: Form zum Gießen von Zainen. Eiserne Gußform A. Ihre Handhabe B.
Andere rühren das flüssig gewordene Kupfer mit einem Stück Lindenkohle um und gießen es durch einen Besen, der aus neuen und reinen Birkenreisern hergestellt ist, in ein darunter stehendes, genügend großes, mit Wasser gefülltes Faß und zerteilen es so in kleine Kügelchen in der Größe etwa von Hanfsamen. Manche nehmen an Stelle des Besens Stroh. Andere stellen einen dicken Stein in das Faß, füllen so viel Wasser hinein, daß seine Oberfläche bedeckt ist, und gießen das flüssige Kupfer aus dem Tiegel auf den Stein, von dem es in kleine Kügelchen zerteilt herabspritzt. Andere gießen das geschmolzene Kupfer in Wasser und rühren dieses stark, so daß das Kupfer dadurch in Kügelchen zerteilt wird.
[47] Die hier beschriebenen Arbeiten sind die verschiedenen Arten des sogenannten Granulierens.
Wenn man es nicht ausgießt, sondern aus ihm ein Blech oder Stückchen oder auch Feilspäne herstellt, schmilzt es in der Kapelle durch Feuer nicht leicht ein. Kommt es aber nicht zum Schmelzen, so ist alle Arbeit vergeblich aufgewendet. In gleicher Weise wie Kupfer werden auch die Metalle Blei und Silber in Kügelchen zerteilt, damit man sie bequem abwiegen kann.
Ich kehre zurück zum Probieren des Kupfers. Nachdem es in der geschilderten Weise vorbereitet worden ist, wird zu 1 Zentner der kleineren Gewichte, wenn das Kupfer frei ist von Blei und Eisen und reich an Silber, 1 ½ Unze der größeren Gewichte an Blei gegeben; wenn es aber schon Blei enthält, 1 Unze; wenn es Eisen enthält, 2 Unzen. Zuerst setzt man das Blei auf die Kapelle auf; sobald es zu rauchen beginnt, fügt man das Kupfer hinzu. In 1 1/4 Stunde ist es vom Feuer samt dem Blei verzehrt worden. Sobald das geschehen ist, wird man am Boden der Kapelle ein Silberkorn erblicken. Schneller geschieht die Aufzehrung des Kupfers und des Bleies, wenn man in einem mit Wind angefachten Probierofen abtreibt. Es ist aber besser, die eine Hälfte der Kapelle mit einem Deckel abzudecken und nicht nur einen mit Öffnungen versehenen Vorsetzer vor das Muffeltor zu stellen, sondern auch die Öffnungen in den Seitenwänden der Muffel mit einer Kohle oder einem Ziegel zu schließen. War das Kupfer so beschaffen, daß sich das Silber schwer von ihm trennt, so wird, bevor man es auf der Kapelle im Feuer probiert, zuerst Blei in der Kapelle eingeschmolzen und dann das Kupfer, mit einer kleinen Menge geschmolzenen Salzes gemengt, zugegeben, damit es leichter vom Blei aufgenommen und von überflüssigen Schlacken gereinigt wird.
Silberhaltiges Zinn darf man beim Probieren nicht sofort in die Kapelle einbringen, damit nicht zugleich mit ihm das Silber aufgezehrt und in Rauch verwandelt wird. Sondern es wird erst, nachdem das Blei in der Kapelle zu rauchen begonnen hat, zugegeben. Auf diese Weise nimmt das Blei das Silber auf, während das Zinn ausgetrieben wird und eine Asche bildet, die mit einem dünnen Holzspan entfernt wird. Das gleiche geschieht bei einer zinnhaltigen Legierung. Sobald aber das Blei das Silber aufgenommen hat, das in dem Zinn enthalten war, wird es nunmehr in einer neuen Kapelle abgetrieben. Ein Silber enthaltendes Blei wird zunächst in einem eisernen Tiegel, der unter dem glühenden Probierofen steht, geschmolzen, sodann wie Kupfer in eine eiserne Gußform ausgegossen und der Zain mit einem Hammer breitgeschlagen; aus ihm werden Blättchen hergestellt, die man nunmehr auf eine Kapelle aufsetzt. Diese Probe kann in einer halben Stunde ausgeführt werden. Allzu große Hitze ist dabei schädlich. Es ist deshalb nicht nötig, das Muffeltor halb mit einem Vorsetzer zu schließen oder seine Öffnung ganz zuzumachen.
Geprägte Legierungen, die man Münzen nennt, probieren wir in folgender Weise. Kleinere Silbermünzen, die man einem Haufen oben, unten und an den Seiten entnimmt, werden zuerst gut gereinigt, darauf in einem Tiegel eingeschmolzen und die Schmelze entweder granuliert oder in einen Zain gegossen, aus dem Blättchen hergestellt werden. Größere Münzen, die 1 Drachme, 1/4 Unze, ½ oder ganze Unze wiegen, werden breitgeschlagen. Von der granulierten Menge nimmt man ½ Pfund, von den Blättchen eine gleiche Menge und in gleicher Weise nochmals ½ Pfund. Jede Menge wird für sich in ein Papiertütchen eingefüllt. Dann gibt man auf zwei vorher erhitzte Kapellen Blei auf. Je reicher die Münzen sind, desto weniger bedarf es an Blei, je ärmer, desto mehr. Wenn angegeben ist, daß 1 Mark ½ oder 1 ganze Unze Kupfer enthält, gibt man zu ½ Pfund der kleineren Gewichte ½ Unze Blei, wenn die Legierung aus gleichen Teilen Silber und Kupfer besteht, 1 Unze; wenn aber in 1 Mark Kupfer nur ½ oder 1 ganze Unze Silber enthalten ist, 1 ½ Unze. Sobald nun das Blei in der Kapelle zu rauchen beginnt, gibt man auf jede ein Papiertütchen, in dem die Silber-Kupfer-Legierung eingepackt ist, auf, verschließt das Muffeltor mit Kohlen und treibt mit gelindem Feuer ab, bis alles Blei und Kupfer verzehrt ist. Denn allzu starkes Feuer führt Silber mit kleinen Mengen Blei in die Kapelle über, wodurch das Ergebnis falsch wird. Dann nimmt man die Silberkörner aus der Kapelle heraus und befreit sie von Schlacke.
Wenn von den beiden Wagschalen, in die man die Körner einlegt, die eine nicht weiter herabgedrückt wird als die andere, sondern das Gewicht der beiden Körner gleich ist, weist unsere Probe keinen Fehler auf. Hängt dagegen die eine Wagschale tiefer herunter als die andere, so ist die Probe fehlerhaft und muß wiederholt werden. Wenn 1 Mark der Münzlegierung nur 7 Unzen reines Silber enthält, so liegt das daran, daß der König oder Fürst oder die Stadt, welche Münzen schlägt, 1 Unze Silber zurückbehalten haben, welche teils für sie einen Gewinn darstellt, teils die Kosten der Ausmünzung zu tragen hat; es ist zu viel Kupfer zum Silber zugesetzt worden. Darüber werde ich ausführlicher in meinem Werk "Über den Wert der Metalle und über Münzen"
[48] Georgii Agricolae de precio metallorum et monetis libri III. Froben, Basileae, MDI.
sprechen.
Goldmünzen probieren wir auf verschiedene Weise: Wenn Kupfer dem Golde beigemischt ist, treiben wir sie ebenso wie die silbernen im Feuer ab; enthalten sie Silber, so wird dies vom Golde durch stärkeres Scheidewasser geschieden, enthalten sie aber Kupfer und Silber, so werden sie zuerst auf einer Kapelle mit Blei abgetrieben, bis das Kupfer und Blei vom Feuer verzehrt sind, und dann das Gold vom Silber geschieden.
Zuletzt ist nun noch über den Probierstein zu sprechen, durch den schon von alters her Gold und Silber zu probieren gebräuchlich ist. Denn obwohl die Feuerprobe sicherer ist, greifen wir doch häufig, da es vielfach an einem Probierofen oder einer Muffel oder an Tiegeln fehlt und die Probe schnell gehen muß, zu einem Probierstein, den wir jederzeit in Bereitschaft halten können, um Gold und Silber darauf zu streichen. Es ist ja doch auch nicht immer ratsam, Goldmünzen im Feuer zu schmelzen.
[49] Weil sie nämlich dadurch unbrauchbar gemacht werden.
Als Probierstein muß man einen durchaus schwarzen und schwefelfreien Stein nehmen. Je schwärzer er ist, und je weniger Schwefel er enthält, desto besser pflegt er zu sein. Über die Art des Steines habe ich andernorts geschrieben.
[50] In seinen im Jahre 1546 bei Froben in Basel erschienenen Werken "De ortu et causis subterraneorum" Seite 61/62, und ausführlicher in "De natura fossilium" Seite 271/72. Der Probierstein, Goldstein, Lydischer Stein oder Lydit ist ein durch Bitumen schwarz gefärbter Kieselschiefer, aus dem mäßig dicke Parallelepipede von 7 bis 10 cm Länge und 4 bis 5 cm Breite hergestellt werden, die auf den Breitseiten angesch1iffen sind. Gefunden wurden solche Steine nach Agricolas Angaben in den Brüchen bei Hildesheim und Goslar und beim Dorfe Wiese, zwischen Erendorf und Eger in Böhmen.
Auf dem Probierstein wird zuerst Gold gestrichen, sei es silber- oder kupferhaltig, sei es Waschgold oder im Feuer erschmolzenes Gold, in gleicher Weise Silber; daneben eine Strichnadel von einer möglichst ähnlichen Farbe; erscheint diese zu hell, so streicht man mit einer Probiernadel von satterer Farbe. Erscheint diese zu dunkel, so nehmen wir eine dritte Nadel von wiederum etwas hellerer Farbe, und dies zeigt uns dann an, wieviel Silber oder Kupfer oder wieviel Silber und Kupfer zugleich im Gold enthalten ist, oder wieviel das Silber an Kupfer enthält.
Man hat vier Arten von Probiernadeln. Diejenigen der edlen Art bestehen aus Gold und Silber, die der zweiten aus Gold und Kupfer, die der dritten aus Gold, Silber und Kupfer und die der vierten aus Silber und Kupfer. Mit den ersten drei Arten von Nadeln prüfen wir auf Gold, mit der vierten auf Silber. Die Nadeln werden in folgender Weise hergestellt: An Gewichten hat man kleinere und größere, die einander auch in der Einteilung entsprechen.
[51] Agricola unterscheidet, wie es auch heute noch geschieht, kleinere und größere Gewichte, d.h. Gewichtseinheiten, die wir ihrer Verwendung nach als Münzgewichte, Probiergewichte und Handelsgewichte bezeichnen.
Beider Arten von Gewichten bedienen sich nicht nur die Berg- und Hüttenleute, sondern auch die Münzleute. Die Nadeln aber werden nach den kleineren Gewichten hergestellt und jede entspricht einem bes, den wir eine Mark nennen.
[52] Die Mark ist gleich ½ Pfund; ihr Gewicht war in verschiedenen Ländern verschieden. In Preußen und den meisten größeren deutschen Staaten betrug es 233,856 g, während die ebenfalls viel benutzte Kölnische Mark nur 233,812 g wog. Unter einer "feinen Mark" Gold oder Silber versteht man reines Gold oder Silber. Diese Mark wird beim Golde anders unterteilt als beim Silber. Für die Mark Gold ergibt sich aus den hier folgenden Ausführungen Agricolas und aus seinem Werk "De pretio merallorum et monetis" die Unterteilung, die deutsche Benennung der Teile und ihr Zusammenhang mit dem metrischem Maßsystem - unter Zugrundelegung der erstgenannten Mark - wie folgt:
Tab. 702
In der Überlieferung werden die deutschen Bezeichnungen verwendet, die Zusammensetzung der einzelnen Probiernadeln wird auch in Gewichtsteilen angegeben werden.
Die Münzleute, welche Goldmünzen schlagen, teilen die Mark ein in 24 binae sextulae, welche die Griechen ceratia nennen; die bina sextula in 4 semisextulae, die man Gran nennt, und die semisextulae in 3 quaternae siliquae, worunter wir Gränchen verstehen. Wenn wir also Nadeln herstellen, deren Gehalte sich um je 1 Gränchen unterscheiden, brauchen wir 288 Stück; wenn wir sie nach Gran einteilen, 96 Stück.
Abb. 712: Ein Satz Probiernadeln.
Auf diese beiden Weisen aber würden wir viel zu viel Nadeln erhalten, und viele von diesen Nadeln würden uns den Goldgehalt wegen der geringen Unterschiede der Farben nicht deutlich erkennen lassen. Daher genügt es, die Nadeln nur in einer nach Karat abgestuften Anzahl herzustellen. Das ergibt 24 Nadeln, von denen die erste aus 23 Karat Silber und 1 Karat Gold besteht. Nach dem Schriftsteller Fannius nannten die Alten eine bina sextula, gleich einem Karat, eine duella. Wenn man also einen Silberzain auf dem Probierstein reibt und der Strich hat die Farbe dieser Nadel, so enthält er 1 Karat Gold. In gleicher Weise können wir weitere Anteile der Legierung an Gold oder, wenn mehr Gold als Silber vorhanden ist, die Anteile an Silber bestimmen.
Die einzelnen Nadeln sind wie folgt zusammengesetzt:
[53] Anstelle der bei Agricola sich findenden Aufzählung der Gehalte mit fortlaufenden Worten im Text ist der besseren Übersicht wegen hier wie auch später die tabellarische Zusammenstellung mit Zahlen gewählt worden.
Tab. 703
Mit den ersten 11 Nadeln bestimmen wir durch Streichen auf dem Probierstein, wieviel Gold in einem Silberzain enthalten ist; mit den übrigen 13, wieviel Silber in einem Goldzain oder auch in Münzen vorhanden ist. Da aber gewisse Goldmünzen aus Gold und Kupfer bestehen, brauchen wir noch 13 Nadeln aus Legierungen dieser beiden Metalle mit folgenden Gehalten:
Tab. 704
Indes wird diese Art von Strichnadeln nicht häufig gebraucht, weil solche Goldmünzen selten sind, am seltensten diejenigen mit hohem Kupfergehalt. Viel gebraucht wird dagegen eine dritte Art von Strichnadeln, welche aus Gold, Silber und Kupfer bestehen, da so zusammengesetzte Münzen sehr häufig sind. Weil aber mit dem Golde entweder gleiche Teile Silber und Kupfer oder ungleiche legiert sein können, bedarf es zweierlei Arten von Nadeln. Wenn gleiche Teile Silber und Kupfer vorhanden sind, braucht man folgende Nadeln:
Tab. 705
Manche stellen sich aber auch 25 Nadeln her, um noch 2 Skrupel = 1 Gran unterscheiden zu können. Hierbei besteht die erste aus 12 Teilen Gold, 6 Teilen Silber und 6 Teilen Kupfer, die zweite aus 12 ½ Teilen Gold, 5 3/4 Teilen Silber und 5 3/4 Teilen Kupfer. In entsprechender Weise werden die übrigen Nadeln zusammengesetzt. Wie Plinius angibt, sollen die Römer den Gehalt einer Legierung an Silber und Kupfer bis auf 1 Skrupel = ½ Gran genau bestimmt haben. Die Nadeln,
über die ich gesprochen habe und noch sprechen werde, können nach der einen oder anderen Einteilung hergestellt werden.
Sind aber ungleiche Mengen von Silber und Kupfer mit dem Golde legiert, so braucht man 37 Nadeln von folgender Zusammensetzung:
[54] Die Umrechnung der von Agncola in duellae, sextulae und siliquae sehr unübersichtlich angegebenen Zusammensetzungen in solche nach Karat erfolgte auf Grund der früher aufgeführten Tabelle, wonach 1 semisextula = 1/4 duella, 1 sextula also ½ duella, und 1 quarterna siliqua = 1/12 duella, 1 siliqua also 1/48 duella ist.
Tab. 706
Tab. 707
Da nun nur selten Goldmünzen vorkommen, in denen auf 1 Mark nicht mindestens 15 Karat Gold enthalten sind, stellen sich manche nur 28 Nadeln her und setzen sie anders zusammen als die vorher beschriebenen, weil die relativen Mengen des Silbers und Kupfers im Golde auch andere sein können. Die Gehalte der Nadeln ergeben sich dann wie folgt:
Tab. 708
Tab. 709
Es folgt endlich die vierte Art von Nadeln, mit denen wir kupferhaltige Silbermünzen oder silberhaltige Kupfermünzen prüfen. Die Mark, mit der wir das Silber wiegen, teilen wir in doppelter Weise ein: entweder in 12 mal 5 Drachmen und 1 Skrupel, ein Gewicht, welches wir Guldengroschen
[55] Mit Guldengroschen, auch Guldiner oder Dickgroschen genannt, ist das von Agricola gebrauchte Wort nummus übersetzt worden; sie wogen 2 Lot; aus einer Mark wurden also 12 Stück hergestellt. Sie entsprachen dem Werte eines Goldguldens in Silber. Aus diesen, auch Joachimstaler genannten Münzen entwickelte sich der spätere Taler, von denen ebenfalls 12 auf eine feine Kölnische Mark Silber gingen, während der Guldengroschen oder das Zweidrittelstück später nur noch gleich 2/3 Taler war, so daß aus einer feinen Mark Silber 18 Guldengroschen geprägt wurden.
nennen. Diesen wieder teilen wir ein in 24 quarternae siliquae, die man gewöhnlich Gränchen nennt, oder in 16 semunciae, worunter wir Lot verstehen; 1 Lot wiederum wird geteilt in 18 quarternae siliquae, die Gränchen genannt werden. Oder man teilt die Mark ein in 16 semunciae oder Lot, welches wiederum geteilt wird in 4 Drachmen; jede Drachme zerfällt in 4 nummuli oder Pfennige.
[56] Die Unterteilung der feinen Mark Silber und ihr Zusammenhang mit den metrischen Gewichten stellt sich nach der ersten Einteilungsart:
Tab. 710
nach der zweiten - gebräuchlicheren - Einteilungsart in doppelter Weise, namlich entweder
Tab. 711
oder
Tab. 712
Probiernadeln werden nach jeder dieser drei Einteilungen hergestellt, nach der ersten 24, entsprechend der Zahl von halben Guldengroschen, nach der zweiten 31, entsprechend der Zahl der halben Lote oder eines Sicilicus. Wenn man sie nach den noch kleineren Gewichten einteilen wollte, würde ihre Zahl viel zu groß werden und die ganz geringen Unterschiede der Silber- und Kupfergehalte nicht mehr sicher anzeigen. Mit beiden Arten Strichnadeln prüfen wir sowohl Zaine wie Münzen, die aus Silber und Kupfer bestehen. Die beiden Möglichkeiten sind folgende: Nach der ersten besteht die Nadel aus 23 Teilen Kupfer und 1 Teil Silber. Wenn nun ein Barren oder eine Münze beim Reiben auf dem Probierstein einen Strich von gleicher Farbe wie diese Nadel ergibt, so ist in der Legierung 1/24 Teil Silber enthalten, und man kann aus dem Silbergehalt die Menge des Kupfers als übrigbleibenden Rest bestimmen.
Die Zusammensetzung der einzelnen Nadeln ist folgende:
Tab. 713
Die nach der anderen Art geteilten Nadeln haben folgende Zusammensetzung:
Tab. 714
Doch genug hiervon. Vielleicht habe ich für diejenigen, welche mit dieser Kunst vertraut sind, etwas zu viel Worte gemacht; aber eine genaue Kenntnis dieser Dinge ist durchaus notwendig.
Nunmehr will ich über die Gewichte reden, von denen ich schon öfter gesprochen habe. Die Berg- und Hüttenleute haben solche von zweierlei Art, größere (Handelsgewichte) und k1einere (Probiergewichte). Der Zentner ist das erste und größte Gewicht und wird so genannt, da er aus 100 Pfund besteht. Die verschiedenen Gewichtsstücke sind folgende:
Tab. 715
Das Pfund enthält 16 Unzen; das halbe Pfund nennen wir eine Mark. Sie enthält 8 Unzen oder, wie manche einteilen, 16 Halbunzen. Man hat also noch folgende Gewichtsstücke:
Tab. 716
[57] Unterteilung und Zusammenhang mit dem metrischen Gewicht stellen sich also wie folgt:
Tab. 717
So werden die größeren oder Handelsgewichte eingeteilt. Die kleineren oder Probiergewichte werden aus Silber oder Messing hergestellt. Das erste und größte ist meistens die Drachme. Je weiter die Unterteilung geht, desto besser, denn wir müssen imstande sein, sehr kleine Mengen des zu probierenden Erzes, der Metalle und des Bleies abzuwiegen. Dieses erste Gewichtsstück heißt ein Probierzentner
[58] Solcher Probierzentner von verschiedener Größe und Einteilung bediente man sich an vielen Orten noch bis in die neueste Zeit hinein. Der alte Freiberger Probierzentner ist gleich einer Drachme Apothekergewicht = 3,75 g und wird eingeteilt in 100 Pfund zu je 100 Pfundteilen. Der alte österreichische Probierzentner war 1 Quentchen Handelsgewicht = 4,375 g, eingeteilt in 32 Lot zu je 4 Quinteln zu je 4 Denar. Später benutzte man als Einheitsgewicht auch den Probierzentner von 10 g zu je 100 Pfund zu je 32 Lot zu je 4 Quentchen zu je 4 Denar. Der Oberharzer Probierzentner im Gewicht von 5 g zerfällt in 100 Pfund zu je 10 Lot zu je 10 Quint oder Pfundteile. In England hat man als Einheit die Probiertonne (assay ton) das sind entweder 400 grains Troy Gewicht = 25,92 g, eingeteilt in 100 cents, oder eine ounce Troy Gewicht = 31,1 g, geteilt in 20 pennyweights (dwt) zu je 24 grains. Die Amerikaner benutzen als assay ton ein Gewicht von 29,166 g; die Silberkörner werden in Milligramm ausgewogen. Da 1 short ton = 29,166 ounces Troy sind, ist ein ausgewogenes Gewicht von 1 mg Silber in 1 affay ton gleich dem Silbergehalt von 1 ounce in der short ton, wie man ihn anzugeben pflegt. Heute wiegt man in Grammen oder deren Bruchteilen ein und in Milligrammen und deren Bruchteilen aus. Die feinsten Goldwagen gehen in der Genauigkeit bis auf 0,02 mg, so daß man noch 0,01 mg sicher schätzen kann.
und enthält ebenso viel Pfund wie der große Zentner. Die übrigen Stücke sind folgende:
Tab. 718
Gewichtsstücke, die einer ganzen oder einer halben Drachme des größeren Gewichts entsprechen, sind nicht üblich. Auf jedem Stück der Probiergewichte ist die Zahl der Pfunde oder Halbunzen eingeschlagen.
Manche Berg- und Hüttenleute teilen die Probiergewichte, den Handelsgewichten entsprechend, in andere Teile ein. Es wiegt dann
Tab. 719
Unser halbes Pfund der kleineren Gewichte nannten die Römer, wie schon öfters erwähnt, bes und teilten es ebenso, wie die Münzleute, welche Goldmünzen schlagen, das große Pfund einteilen, in 24 binae sextulae, eine bina sextula in 4 semisextulae, jede solche in 3 quarternae siliquae und diese wiederum in je 4 siliquae. Viele lassen aber die semisextulae weg und teilen sofort eine bina sextula in 12 quarternae siliquae. Die einzelnen Gewichtsstücke sind dann folgende:
Abb. 713: Ein Satz Probiergewichte.
Erstes und größtes Gewicht:
Tab. 720
Ebenso teilen auch die Münzleute, welche Silbermünzen schlagen, die kleine Mark in gleicher Weise ein wie die größere; bei uns nämlich in 16 Halbunzen und jede dieser in 18 Gränchen. Auf diese Art gibt es 10 Gewichtsstücke, mit denen man durch Einlegen in die eine Schale der Wage das Silber wiegt, welches beim Abtreiben des Kupfers zurückbleibt. Diese Gewichte sind:
Tab. 721
Tab. 722
Die Nürnberger Silbermünzer teilen die Mark ebenfalls in 16 Halbunzen, aber die Halbunze in 4 Drachmen, die Drachme in 4 Pfennige, und benutzen 9 Gewichtsstücke:
Tab. 723
Die Mark teilen sie also in gleicher Weise ein wie wir. Da sie aber eine Halbunze in 4 Drachmen teilen, so wiegen die weiteren Gewichtsstücke:
Tab. 724
Die Kölner und Antwerpener teilen die Mark in 12 quinae drachmae + 1 scripulum, was sie Guldengroschen nennen, und jeden Guldengroschen in 24 Gran. Sie haben demnach 10 Gewichte:
Tab. 725
Ähnlich also, wie bei uns, teilen sie die Mark in 288 Pfennige ein, die Nürnberger dagegen teilen sie in 256 Pfennige.
Die Venetianer endlich teilen die Mark ein in 8 Unzen, die Unze in 4 sicilici, den sicilicus in 36 siliquae, so daß sie, wenn sie Legierungen von Silber und Kupfer probieren, sich einer Anzahl von 12 Gewichtsstücken bedienen, nämlich:
Tab. 726
Die Venetianer teilen also die Mark in 1152 siliquae, das sind 288 quarternae siliquae, d.h. dieselbe Anzahl Teile (Gränchen), in die bei uns die Mark eingeteilt wird. Die Venetianer teilen nur noch weiter in kleinere Teile ein.
Die Verhältnisse bei den größeren und kleineren Gewichten, deren sich die Berg- und Hüttenleute bedienen, sind also fast dieselben, ebenso diejenigen bei den kleinen Gewichten, die von den Münzleuten und von den Kaufleuten benutzt werden, wenn sie Metalle oder Münzen probieren. Die größere Mark, die sie anwenden, wenn sie große Mengen von Gegenständen wiegen, habe ich beschrieben in meinen Werken "De restituendis mensuris et ponderibus"
[59] De mensuris et ponderibus libri quinque. Basileae. Ex officina Frobeniana Anno MDXXXIII.
und "De pretio metallorum et monetis.
[60] De pretio metallorum et monetis libri III. Basileae. MDL. Froben.
Abb. 714: Drei Probierwagen. Die erste der kleinen Wagen A. Die zweite B. Die dritte, die in einem Gehäuse steht C.
Zum Abwiegen der Erze, Metalle und Zuschläge brauchen wir drei kleine Wagen. Die erste zum Abwiegen des Bleies und der Zuschläge als größte der Wagen. Sie leidet keinen Schaden, wenn man in jede der beiden Wagschalen 8 Unzen des größeren Gewichtes einlegt.
Die zweite Wage, mit der wir die zu probierenden Erze und Metalle einwiegen, ist empfindlicher. Sie kann einen Zentner der kleineren Gewichte in der einen Wagschale tragen und in der andern eine Menge Erz oder Metall, welche ebenfalls einen Zentner wiegt. Die dritte, mit der wir die Gold- oder Silberkörner auswiegen, die beim Abtreiben in der Kapelle hinterbleiben, ist die empfindlichste. Wollte man in der zweiten Wage das Blei einwiegen, oder in der dritten das Erz, so würden sie stark beschädigt werden.
[61] Die erste und zweite Wage sind Einwiegwagen, die dritte ist eine Auswieg- oder "Kornwage". Sämtliche Wagen sind, wie aus der Abbildung hervorgeht, sogenannte Aufziehwagen, bei denen der Wagbalken an dem oberen Ende einer über zwei senkrecht übereinander befindlichen Rollen laufenden Schnur hängt, während am untern Ende der Schnur ein größeres Stück Blei befestigt ist. Durch Ziehen am untern Ende wird der Wagbalken gehoben und so die Wage zum Einspielen gebracht. Das Bleigewicht verhütet, daß der Wagbalken von selbst wieder herabfällt. Solcher Aufziehwagen bedient man sich meist auch heute noch beim Probieren. Nur ist bei den jetzigen Wagen das untere Ende der Schnur um einen senkrecht und drehbar in der Bodenplatte angebrachten, mit Knopf versehenen Stift geschlungen, durch dessen Drehung die Schnur auf- und abgewickelt und so der Wagbalken gehoben und gesenkt wird.
Die gleiche Menge des kleineren Gewichtes an Metall, die man beim Probieren eines Zentners Erz oder Legierung der kleineren Gewichte erhält, wird, in den größeren Gewichten ausgedrückt, aus einem Zentner der größeren Gewichte Erz oder Metall erschmolzen.