(Quelle: CORPS Magazin, Ausgabe 2/2013)
Unser Corpsbruder Peter Paschen ist am 29. Jänner 2013 nach langer schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr verstorben. Es ist schwer, seinem Leben und Schaffen, seiner Stellung in Familie, Gesellschaft, Lehre und Forschung, nicht zuletzt im Corps, durch Worte vollständig gerecht zu werden. 1935 in Goslar als Sohn eines Weinheimer Corpsstudenten der Franconia Fribergensis und Hüttendirektors geboren, war ihm vielleicht das Montanwesen und das Corpsstudententum in die Wiege gelegt. Nach seiner Matura 1955 in Neuss am Rhein zog er im Wintersemester nach Leoben und inskribierte Eisenhüttenwesen an der Montanistischen Hochschule.
Er wurde auf der Semesterantrittskneipe als Fuchs akzeptiert. Nach eigenen Worten waren seine Beweggründe für den Eintritt bei Erz: "lebenslanger Freundeskreis, Kameradschaft, berg- und hüttenmännisches Brauchtum, Bergkittel, Studentenlieder, Kneipen, Mensuren“. Positiv sah er ebenso das gemeinsame Wohnen und Lernen und die gute Zusammenarbeit mit den örtlichen Korporationen. Auch gutes Benehmen, Disziplin, Ordnung, Kontakt mit Alten Herren waren ihm wichtig. Corpsbruder Paschen hatte die Chargen des Seniors und Subseniors inne, focht in Leoben vier Partien und absolvierte im 5. Semester die erste Staatsprüfung.
Da man Nichteisenmetallurgie in Leoben damals noch nicht studieren konnte, ging er nach Aachen. Dort schloss er im Mai 1960 sein Studium mit dem Dipl.-lng. ab. Während des Studiums hatte er zahlreiche Praktika in Deutschland, Norwegen und Holland absolviert. Seine Berufslaufbahn begann er in Frankreich. Anschließend ging er zu unserem Corpsbruder EM Pelzl nach Stolberg im Rheinland, um dort als Betriebsassistent und späterer Betriebsleiter seine Doktorarbeit zu verfassen. 1965 promovierte er zum Dr.Ing. in Aachen.
Sein Bestreben war es im Beruf, sowohl Industriepraxis als auch Lehre und Forschung parallel zu betreiben. So habilitierte er sich 1967 an der Technischen Universität Hannover. Er wurde Privatdozent für das Fach Eisen- und Metallhüttenwesen. Den ersten entscheidenden Karrieresprung tat er in Holland (Billiton International Metals), der ihn in alle Welt führte. Nach längerem Aufenthalt mit seiner Familie in Den Haag wechselte er zum lndustrieanlagenbau Köckner Humboldt Deutz in Köln. 1982 wurde er Vorstandsmitglied der brasilianischen Tochtergesellschaft in Sao Paulo.
Auf dem Höhepunkt seiner Industrielaufbahn erhält er die Berufung zum Universitätsprofessor für Metallhüttenkunde an die Montanuniversität Leoben per 1. Oktober 1984. Diese Position hielt er bis zu seiner Emeritierung 2003. Die ganze Familie übersiedelte nach Graz. In den Jahren 1995 bis 1999 war er der erste Rektor der Montanuniversität nach dem neu beschlossenen österreichischen Universitätsorganisationsgesetz. Dies war der entscheidende Schritt für die Autonomie der Universitäten. Er war ein Verfechter eines leistungsabhängigen Bewertungssystems für Institute, ein Befürworter von Studiengebühren und ein entschiedener Gegner überbordender Verwaltung. Auch als Rektor bekannte er sich offen zum Korporationsstudententum, am Ledersprung an der Ehrentafel trug er als Rektor die blaue Erzermütze mit Stolz. In vollem Ornat und Farben eröffnete er den WKR-Ball in der Wiener Hofburg.
Auch unter "Prizes & Sponsorships" des ANNUAL REPORT 2007 der Montanuniversität Leoben wurde die Verleihung des Österreichische Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse an unseren lieben AH Paschen veröffentlicht. Wir gratulieren ihm hier nochmals recht herzlich zu dieser hohen Auszeichnung.
Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst
Verdienste um Wissenschaft und Kunst werden durch Verleihung eines Österreichischen Ehrenzeichens für Wissenschaft und Kunst oder eines Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst gewürdigt. Der Bundespräsident verleiht diese Auszeichnungen auf Vorschlag der Bundesregierung. Den Antrag auf Erstattung des Vorschlages stellen die für die Belange der Kunst bzw. der Wissenschaft zuständigen Regierungsmitglieder.
Das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst wird in zwei Abstufungen (Ehrenkreuz 1. Klasse und Ehrenkreuz) an Personen des In- und Auslandes verliehen, die sich durch anerkennenswerte Leistungen auf dem Gebiet der Wissenschaft oder der Kunst Verdienste erworben haben.
Er war Träger des großen goldenen Ehrenzeichens des Landes Steiermark, des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst erster Klasse. Er erhielt die Ehrendoktorwürde der ungarischen Universität Miskolc, sowie die Georg-Agricola-Gedenkmünze für hervorragende Leistungen im Metallhüttenwesen.
Der Mensch Peter Paschen War aber auch ein treusorgender Familienvater. Seine Gattin Frauke folgte ihm mit der Familie überall dort hin, wo er länger beruflich zu tun hatte. Er sorgte für die umfassende Ausbildung seiner drei Töchter und wurde mit sechs Enkelkindern beschenkt.
Trotz seines geographisch weitläufigen beruflichen Engagements hielt er den Kontakt zu seinem Erz stets aufrecht, ermöglichte es die Zeit, besuchte er regelmäßig die Stiftungsfeste oder den Ledersprung. In Leoben tätig, übernahm er auch für einige Zeit die Altherrenobmannschaft. Er hatte ein besonderes Augenmerk auch auf seine studierenden Corpsbrüder und legte großen Wert auf Studienerfolge. Bei der Vergabe von Praxisplätzen war er aufgrund seiner internationalen Beziehungen eine wertvolle Hilfe für unsere jungen Corpsbrüder. Auch nach seiner Emeritierung bis zum Ausbruch seiner schweren Krankheit fand er des Öfteren den Weg auf das Corpshaus, da er noch sehr rege auf der Montanuniversität tätig war.
33 Erzer, davon zwei Chargierte, begleiteten ihn auf seiner letzten Fahrt. Wenn man sich die Reden seiner Magnifizenz, seines akademischen Nachfolgers und anderer Honoratioren anlässlich seiner Verabschiedung in Graz in Erinnerung ruft, so waren sie geprägt von Danksagung an einen Menschen, der als Persönlichkeit in allen Lebensbereichen eine besondere Stellung erworben und verdient hat. Vorbild bleibe er in vielerlei Hinsicht.
Fiducit! Glück auf!
Für das Corps Erz
Winfried Auer
AHV-Vorsitzender