Text: Otto Kamp, 1885
Melodie: Otto Lob, 1885
1. O
wonnevolle Jugendzeit
mit Freuden ohne Ende,
mit Minnefahrten weit und breit,
wo sich die Schönste fände.
Ich grüße dich, du junges Blut,
bin jedem hübschen Weibe gut,
|: und doch ist nichts aequalis der filia hospitalis. :|
2.
Ich kam als krasser Fuchs hierher
und spähte in den Gassen,
wo mir ein Bett und Zimmer wär´,
den langen Leib zu fassen.
Fand Sofa nicht, noch Stiefelknecht,
und doch war mir die Bude recht,
|: denn keine ist aequalis der filia hospitalis. :|
3.
Sie ist ein gar zu herzig Kind
mit ihren blonden Zöpfen,
die Füßchen laufen wie der Wind
im Schuh mit Quast und Knöpfen;
die Schürze bauscht sich auf der Brust,
allwo ich schau, ist eitel Lust,
|: und keine ist aequalis der filia hospitalis. :|
4.
Im Haus herrscht sie als guter Geist,
und zeigt´s an jedem Ersten :
Der einz´ge Schüler war verreist,
die Klasse mir am leersten.
Da wurd´ ihr Wort mir Schutz und Schild
und stimmte den Philister mild,
|: d´rum ist auch nichts aequalis der filia hospitalis. :|
5.
Vier Mieter hat sie : der Jurist
besucht nur feine Kreise,
der Mediziner ist kein Christ,
der Theolog´ zu weise.
Doch mir, mir, dem Philologus,
gab sie in Züchten einen Kuß,
|: und keine ist aequalis der filia hospitalis. :|
6.
Auf eines hält sie scharfe Acht
und läßt nicht mit sich spaßen :
Wer jeder Magd den Hof gemacht,
würd´ nimmer ihr mehr passen.
Zwar das Mamsellchen am Buffett
ist höchst pikant und äußerst nett,
|: und dennoch nicht aequalis der filia hospitalis. :|
7.
Du rheinisch Mädchen, wüßt´ ich doch,
was Gott mit uns beschlossen ?
Ich schanz´ mir in den Kopf ein Loch
und ochse unverdrossen.
Und wärst du mir auch nie beschert,
zeitlebens bleibst du hochgeehrt,
|: weil keine dir aequalis, dir, filia hospitalis. :|